Goßmann, Friederike (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)

Beschreibung

Ursprünglich zur Erzieherin bestimmt, debütierte Goßmann in München 1853 nach Ausbildung bei Konstanze Dahn. Einem kurzen Engagement in Würzburg folgten 2 Lehr- und Wanderjahre an ost- und westpreußischen Bühnen bis 1855. Begegnungen in Berlin mit Chéri Maurice, der die angehende Tragödin für das Genre-Stück entdeckte und an das Hamburger Thalia-Theater verpflichtete (1855-57), und Charlotte Birch-Pfeiffer, die mit der „Grille“ für Goßmann die Erfolgsrolle ihres Lebens schrieb, entschieden ihre Laufbahn als Naive. Nach einem Gastspiel in Wien wurde sie von H. Laube als Nachfolgerin von Luise Neuman 1857 an das Burgtheater engagiert. 1860 löste sie den Vertrag, um nur halbjährig in Wien, in der übrigen Zeit auf Gastspielreisen zu sein. Seit 1861 ging sie keine feste Bindung mehr ein, sondern gastierte nur noch an größeren Bühnen des In- und Auslandes, bis sie 1867 das Theater endgültig verließ. – Das Publikum wurde von Goßmanns Natürlichkeit und jugendlicher Frische, ihrer aufrichtigen Empfindung und spitzbübischen Anmut zu einerGoßmann-Schwärmerei hingerissen, die unvermindert anhielt, als ihre naive Ursprünglichkeit Routine zu werden drohte. Geschäftemacher, die den Enthusiasmus zu nutzen wußten, und eine Fülle von Anekdoten täuschten nicht über Grenzen und zunehmende Unarten ihrer Begabung hinweg. Aber Goßmann verstand es, auf der Höhe ihrer Popularität von der Bühne Abschied zu nehmen, ohne die Erinnerung an die unnachahmliche „Grille“ zu trüben. Sie hat dann noch als Märchenvorleserin anregend gewirkt.

Autor

Hansen, Günther

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0

Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften