Grabmann, Martin (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)

Beschreibung

Nach Besuch des Humanistischen Gymnasiums in Eichstätt studierte Grabmann am dortigen Bischöflichen Lyzeum Philosophie und Theologie (1893–98). 1898 empfing er die Priesterweihe. Nach zweijähriger Seelsorgstätigkeit in Kipfenberg, Allersberg und Neumarkt/Oberpfalz ging er zur Fortsetzung des Studiums der thomistischen Philosophie und Theologie an das Thomaskolleg der Dominikaner nach Rom (1901 doctor philosophiae, 1902 Dr. theol.). F. Ehrle und H. Denifle wiesen ihn nachdrücklich auf die Notwendigkeit der geschichtlichen Erforschung der Scholastik hin und gaben ihm aus ihrer reichen Erfahrung Winke und Anregungen. In Eichstätt setzte er neben seelsorglicher Tätigkeit die in Rom begonnenen Studien zur mittelalterlichen Geistesgeschichte fort. Im Herbst 1906 übernahm er den Lehrstuhl der Dogmatik am Bischöflichen Lyzeum, im Frühjahr 1913 die Professur für christliche Philosophie an der Theologischen Fakultät in Wien und im Herbst 1918 die für Dogmatik an der Theologischen Fakultät in München bis zur Aufhebung der Fakultät 1939. Im Mai 1943 siedelte er wegen der immer bedrohlicher werdenden Luftangriffe nach Eichstätt über und rettete dadurch seine wertvolle Bibliothek, die den Grundstock der Bibliothek des Martin-Grabmann-Instituts ( Universität München) bildet, vor Zerstörung. Grabmanns Lehrtätigkeit war von einer außerordentlich fruchtbaren literarischen Tätigkeit begleitet. Sein Hauptarbeitsgebiet war die literargeschichtliche Erforschung der mittelalterlichen Philosophie und Theologie. Besonders hervorzuheben sind seine Studien zur Geschichte der scholastischen Methode von ihren Anfängen in der Patristik bis zum Anfang des 13. Jahrhunderts; seine Arbeiten über das Schrifttum, die Lehre und die Schule des heiligen Thomas von Aquin sowie über die mittelalterliche Mystik: seine Untersuchungen über das allmähliche Eindringen des Aristoteles in die mittelalterliche Wissenschaft und über die averroistische Richtung des mittelalterlichen Aristotelismus. Alle seine Studien zur mittelalterlichen Geistesgeschichte beruhen auf eindringenden handschriftlichen Forschungen. Durch glückliche Funde gelang es ihm, viele neue Quellen zu erschließen. Die Geschichte des mittelalterlichen Geisteslebens erfuhr durch seine Forschungen eine wesentliche Bereicherung.

Autor

Ott, Ludwig

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0

Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften