Rudolf II. (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)
Beschreibung
Rudolf ist 1255 als Basler Domkanoniker nachweisbar, 1259 als Pfarrer von Dietikon ( Kanton Zürich). 1262-74 Propst in Basel, hielt er sich 1266 zum Studium der Rechte in Bologna auf; 1270-72 war er Propst in Rheinfelden. 1274 wurde Rudolf – auch aufgrund seiner nahen Verwandtschaft zu König Rudolf – vom Konstanzer Domkapitel zum Bischof gewählt und 1275 in Lausanne anläßlich des Treffens von Papst Gregor X. mit dem König geweiht. Im selben Jahr ließ er in seiner Diözese anläßlich der Zehntforderungen des Papstes für die Kreuzzüge erstmals ein Verzeichnis aller Pfarreien und ihrer Einkünfte zusammenstellen. Wegen der rücksichtslosen Landerwerbungen Rudolfs von Habsburg auf Kosten seiner Verwandten war das Verhältnis des Bischofs zum königlich Haus gespannt, blieb aber zu Lebzeiten König Rudolfs friedlich. Seit dem Tod seines älteren Bruders Gottfried 1271 war Rudolf Vormund von dessen Sohn und Haupt der Linie Habsburg-Laufenburg. Nach dem Tod seines jüngeren Bruders und Gemahls Annas von Kyburg, Eberhard (1284) verwaltete er auch die kyburg. Herrschaften in Burgund. Ebenso waren die Kinder des verstorbenen Grafen Friedrich (auch Werner) von Homburg, die im Basler Jura begütert waren, seine Mündel. Aus dieser einflußreichen Position heraus, die er im Gebiet zwischen Bodensee und Saane einnahm, stellte sich Rudolf an die Spitze der Koalition gegen das Haus Habsburg-Österreich, das nach dem Tod König Rudolfs (1291) von dem Thronanwärter Herzog Albrecht ( gestorben 1308) angeführt wurde. Dem Bündnis gehörten die mächtigen Grafengeschlechter der Montfort, Nellenburg und Homburg-Rapperswil, die Städte Konstanz, Zürich, Bern und Luzern sowie die Innerschweizer Orte Schwyz und Uri an; Rudolf verband sich außerdem mit den Grafen von Savoyen, den Gegnern Habsburg-Österreichs in Burgund. Doch Herzog Albrecht gewann militärisch die Oberhand, zerschlug die Bündnisse seiner Gegner und nötigte auch Rudolf und dessen Mündel Hartmann von Kyburg 1292 zum Frieden. Rudolf überlebte das Scheitern seiner antihabsburg. Politik nur um wenige Monate.
Autor
Degler-Spengler, Brigitte