Stadler, Maximilian (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)

Beschreibung

Nach zwei handschriftlich überlieferten Autobiographien erhielt Stadler ersten Musikunterricht bei Johann Leitner, Bassist in Melk, wurde 1758 Sängerknabe im Zisterzienserstift Lilienfeld¶ und vertiefte den Orgel- und Generalbaßunterricht durch Studien beim damaligen Melker Stiftsorganisten Johann Georg Albrechtsberger. 1762–65 besuchte Stadler die lateinisch Schule der Jesuiten in Wien, half als Organist am Dom Sankt Stephan aus und trat 1766 als Novize in das Stift Melk¶ ein. 1772 zum Priester geweiht, lehrte er 1775–83 Theologie in Melk, war 1783 Kaplan an der Stiftspfarrkirche Wullersdorf und 1784–86 Prior in Melk. Im Zuge der josephinischen Klosterreformen wurde Stadler 1786 vom Kaiser persönlich zum Komendatarabt in Lilienfeld ernannt und 1789 in gleicher Funktion an das Stift Kremsmünster¶ berufen, wo er die Verlegung der Astronomiestudien nach Linz verhinderte und sich mit Aufführungen von Opern, Oratorien und Kammermusik um die Musikpflege verdient machte. 1791 ging Stadler als Konsistorialrat des Bischof Joseph Anton Gall (1748–1807) nach Linz. Seit 1796 lebte er in Wien, wo er sich als Privatier für einige Zeit ganz der Musik widmete. Für Hauskonzerte arrangierte er Stücke aus Opern W. A. Mozarts und Ch. W. Glucks für Streichsextett; 1798 wurde er von Constanze Mozart und Georg Nikolaus Nissen bei der Ordnung von Mozarts Nachlaß hinzugezogen. 1803 übernahm Stadler die Pfarrstelle in Altlerchenfeld in der Wiener Vorstadt, 1810 diejenige von Böhmischkrut (Großkrut, Niederösterreich), bat aber 1815 aus gesundheitlichen Gründen um seine Entlassung. Nach Wien zurückgekehrt, erholte er sich und lebte bis zu seinem Tod hochangesehen als Musiker und Musikgelehrter. Zu Stadlers Bekanntenkreis gehörten viele namhafte Musiker und Musikgelehrte der Zeit, wie zu, zum, zur B. Albrechtsberger, Haydn, Beethoven, Schubert, Ignaz von Mosel oder Simon Sechter. Mit Mozart, den er schon als 10jährigen in Melk kennengelernt hatte, pflegte Stadler in Wien nach eigenen Angaben freundschaftlichen Umgang. Das unvollendet gebliebene Projekt seiner „Materialien zur Geschichte der Musik unter den österreichisch Regenten“ stellt den ersten Ansatz einer nationalen Musikgeschichte Österreichs dar. Im Zusammenhang mit seinen Studien fertigte Stadler Transkriptionen von Werken des 15. und 16. Jahrhundert an ( unter anderem, und andere von Josquin de Prez, Jacob Obrecht u. Johannes Ockeghem), die teilweise in der Wiener „Allgemeinen Musikalischen Zeitung“ gedruckt wurden. Als Komponist erzielte Stadler seinen größten Erfolg mit dem Oratorium „Die Befreyung von Jerusalem“, das in Wien uraufgeführt und in mehreren Städten wie zum Beispiel Prag, Dresdenund Zürich nachgespielt wurde. Bekannt als hervorragender Kontrapunktiker, wurde er als Organist und Pianist gleichermaßen geschätzt. Im Zuge seiner Beschäftigung mit Mozarts nachgelassenen Werken hat Stadler einige Fragmente Mozarts ergänzt ( unter anderem, und andere Kyrie Kartellverband, Köchelverzeichnis 296 a, Violinsonaten Kartellverband, Köchelverzeichnis 402 u. 403), vermutlich bot ihm Constanze auch die Vollendung des Requiems an, bevor sie schließlich F. X. Süßmayr (1766–1803) mit der Aufgabe betraute. Es existieren insgesamt drei Teil-Abschriften des Requiems von Stadlers Hand, darunter eine Kopie des Offertorium-Fragments, in der Stadler die fehlenden Instrumentalstimmen ergänzt hat. Auf den von Gottfried Weber 1825 erhobenen Vorwurf, das Werk stamme nicht von Mozart, reagierte Stadler mit drei Verteidigungsschriften.

Autor

Brück, Marion

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0

Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften