Teutsch, Georg Daniel (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)

Beschreibung

Nach Abschluß des Gymnasiums in Schäßburg 1837 studierte Teutsch an der Evangelisch-theologisch Lehranstalt in Wien. 1838 wechselte er an die Universität Berlin, wo er vor allem, vor allen Geschichte unter anderem, und andere bei Leopold Ranke hörte. Nach dem Tod des Vaters und ausbleibender finanzieller Unterstützung kehrte er Ende 1839 nach Siebenbürgen zurück und arbeitete als Hauslehrer unter anderem, und andere in Karlsburg. 1842 wurde er Lehrer, 1845 Konrektor und 1850 Rektor des Schäßburger Gymnasiums (Bergschule, 1901–48 Bischof-T.Gymnasium). 1848 war Teutsch Abgeordneter beim siebenbürgisch Landtag, während der Revolutionswirren Hauptmann der städtischen Bürgerwehr.Seit 1850 war Teutsch maßgeblich an der Umgestaltung des evangelisch Schulwesens Siebenbürgens beteiligt, wobei er die Innovationschancen der staatlichen Vereinheitlichungsvorgaben erkannte. Auch bei der Vorbereitung und der Annahme (1861) des Umbaus der Kirchenverfassung, die auf synodal-presbyteriale Grundlage gestellt wurde, kam ihm die zentrale Rolle zu. 1863 wurde er zum Pfarrer von Agnetheln und 1864 zum Dechanten des Schenker Kapitels gewählt. Sein großes politisches Talent bewies Teutsch seit 1867 als Bischof der evangelisch Kirche A. B. Siebenbürgens. Durch beharrliche Zentralisierung, eine belebend und vereinheitlichend wirkende Generalkirchenvisitation, die Stärkung des Bildungswesens und des Lehrerstands sowie die Vertiefung des religiösen Lebens entwickelte er seine Kirche zur echten Volkskirche. Diese nahm nun die Rolle der jahrhundertealten Organe der politischen Autonomie der Siebenbürger Deutschen ein, die seit Mitte des 19. Jahrhundert schrittweise abgebaut und 1876 vollständig aufgelöst worden waren. Teutschs enge, fruchtbare Kooperation mit den Repräsentanten der Siebenbürger Sachsen in Ökonomie und Politik stellte eine langfristige Neuorientierung und Konsolidierung des gesamten ethnischen Kollektivs sicher. Auch als Historiker und Vorsitzender des Vereins für siebenbürgisch Landeskunde (1869–93) war es Teutschs Anliegen, in die Breite zu wirken. Seine bis 1699 reichende, quellengesättigte „Geschichte der Siebenbürger Sachsen für das sächsisch Volk“ (6. Hefte, 1852–58, ²1874, ⁴1925) hatte Heinrich Zschokkes „Des Schweizerlands Geschichte für das Schweizervolk“ (1824) zum Vorbild und war bewußt belehrend-volkserzieherisch verfaßt. Als Volksbuch prägte sie das in einem Wandlungsprozeß begriffene Selbstbild der „Siebenbürger Sachsen“ nachhaltig. Teutschs Rolle ist jener der „nationalen Erwecker“ bei den Völkern Südosteuropas vergleichbar, wobei er im Unterschied zu diesen auf der Vorstellung einer mittelalterlich verfaßten „Nation“ aufbauen konnte.

Autor

Roth, Harald

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0

Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften