Peller von Schoppershof (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)

Beschreibung

Die Peller stammen wahrscheinlich aus der Schweiz und können seit dem 13. Jahrhundert in Radolfzell/Bodensee nachgewiesen werden. Sie bekleideten dort mehrfach Amtspositionen als Ratsherren und Bürgermeister. Sichere Aussagen über die Generationen vor 1500 sind schwierig, da keine genealogisch eindeutigen Quellen vorliegen. So bleibt auch die Filiation zu dem im 12./13. Jahrhundert in Günzburg als Abt wirkenden Ulricus Peller Spekulation. Um die Ebenbürtigkeit mit dem Nürnberger Patriziat „belegen“ zu können, griff man im 17. Jahrhundert solche spekulativen Filiationen gerne auf. Sicher ist, daß neben der Nürnberger Linie Martins (1559–1629, siehe unten) im 16. Jahrhundert zwei auf dessen Brüder zurückgehende Linien in Radolfzell existierten. Die des ältesten Bruders Konrad ( vermutlich um 1580) starb in der nächsten Generation aus, die Nachkommen Balthasars II. ( gestorben 1623) sind bis ins 18. Jahrhundert belegt ( Peller von Ehrenberg). Balthasar II. war 1602-23 Bürgermeister in Radolfzell und zudem 1602-05 Vogt zu Hohenfriedingen im Hegau. Seine Nachkommen sind ebenfalls hauptsächlich im Verwaltungsdienst Vorderösterreichs zu finden, zum Beispiel Hans Caspar als österreichisch Statthalter in Radolfzell, Hans Joachim als Landwaibel der Landvogtei Schwaben, Johann Zacharias ( gestorben 1695) als Stadtamtmann von Feldkirch oder Gabriel als 1619 in Freiburg (Br.) promovierter Jurist. Der Begründer der Nürnberger Linie der Peller und ihres Reichtums war Martin. 1585 erhob Kaiser Rudolf II. ihn, seinen Bruder Balthasar II. und seinen Vetter Konrad in den erblichen Adelsstand und verlieh ihnen ein Wappen. Obwohl mehrfach mit dem Nürnberger Patriziat verschwägert – Martins Sohn Christoph I. (1607–81) heiratete 1633 Maria Magdalena Tetzel, dessen Sohn Gottfried I. (1654–96) 1685 Maria Clara Kreß, und Gottfrieds I. Sohn Christoph Jacob I. (1686–1765) Helena Jacobina Derrer – wurden die Nürnberger Peller erst 1730 gerichtsfähig. Dank langjähriger Bemühungen des Zoll- und Waagamtmanns Christoph Gottfried III. (1723–95), Sohn von Christoph Jacob II., wurde die Familie 1788 in das Patriziat aufgenommen, konnte aber kein Mitglied mehr in den Inneren Rat entsenden. 1813 erfolgte die Eintragung in die bayerisch Adelsmatrikel. Im 17. und 18. Jahrhundert teilten sich die Nürnberger Peller in mehrere Linien, von denen im 19. Jahrhundert nur noch die vom zweiten Sohn Martins, Christoph I. abstammende, sich nach Kastenreuth ( Gemeinde Weitersdorf, Landkreis Fürth) nennende Linie übrigblieb. Im 17. Jahrhundert besetzten die Peller mit Christoph I. und seinem Sohn Jobst Christoph (1638–1709) das Amt des Vordersten Marktvorstehers und standen somit an der Spitze der Nürnberger Kaufmannschaft. Seit dem ausgehenden 17. Jahrhundert trat das Jurastudium an die Stelle der Kaufmannsausbildung, der Dienst für Nürnberg an die Stelle früherer Handelsgeschäfte. Der bedeutendste unter diesen Juristen war Christoph II. (1630–1711), Sohn des Tobias (1599–1650) und der Maria Magdalena Schmidmayer von Schwarzenbruck, Rechtsgelehrter, Assessor des Nürnberger Appellations- und Bancogerichts, Rat mehrerer Reichsstände, Prokanzler der Universität Altdorf und publizistischer Schriftsteller. Er widmete sich in der Hauptsache staatsrechtlichen Studien. Sein Werk „Politicus sceleratus impugnatus …“ (1663), in welchem er die Theorien Philipp Andreas Oldenburgers in dessen Schrift „Homo politicus“ widerlegte, machte ihn bekannt. Seine reichhaltige Bibliothek wurde 1717 versteigert. Der in Basel promovierte Martin II. (1651–1720), jüngster Sohn des Christoph I., stiftete die neue Orgel in die wiederaufgebaute und 1718 eingeweihte Egidienkirche. Christoph Gottfried I. (1691–1741), Sohn des Gottfried I., war als Advokat und Konsulent am Untergericht in Nürnberg tätig. Von den reichsstädtischen Beamten ist vor allem Christoph Gottfrieds Bruder Christoph Jacob II. zu nennen, der 1735 Kastenreuth erworben hatte und sich danach nannte. Er war lange Jahre reichsstädtischer Zoll- und Waagamtmann, wie auch sein Sohn Christoph Gottfried III.. Musisch betätigte sich dessen Bruder Karl Alexander (1735–1768), Adjunkt am Nürnberger Leihhaus. Als Militärs machten sich der österreichisch Major Carl Christoph Gottfried (1768–1839), sein Neffe, der bayerisch Oberst Christoph Gottfried Wilhelm (1789–1860) und dessen Sohn, der Hauptmann Christoph Karl Friedrich Wilhelm (1841–70) einen Namen. Mit dessen Tod infolge einer Verwundung im Deutsch- Französisch Krieg erlosch die Familie Peller im Mannesstamm. Neben dem Stadtsitz der Peller, dem Pellerhaus, das seit 1698 vermietet und 1828 verkauft wurde, und dem seit 1616 namengebenden Herrensitz Schoppershof, den die Familie Tucher 1875 aus dem Erbe des letzten Peller erwarb, hatte bereits Martin 1619 die Hälfte eines Gartens in Sankt Johannis gekauft, den sein Sohn Christoph um die andere Hälfte vergrößerte und zu einer einheitlichen Anlage ausbaute. 1755 ging der Garten an Jacob Gottfried Rudolf Volkamer über. Über die Welser, Imhof und Paumgartner kam 1687 durch JobstChristoph das jetzige Pellerschlößchen in Fischbach an die Familie. 1872 wurde es aus dem Erbe des letzten Peller veräußert. Jobst Christoph kaufte zudem 1699 von den Freiherren von Leonrod das dem Ritterkanton Altmühl inkorporierte Gut Muggenhof (heute: Nürnberg); der jeweilige Inhaber dieses Besitzes gehörte der frank. Reichsritterschaft an. Christoph Jakob erwarb 1718 das halbe Dorf Neuses ( Landkreis Forchheim) und mit seinen Brüdern 1735 von Johann Christoph Dietherr von Anwanden den Weiler Kastenreuth. Streubesitz hatte die Familie bei den heutigen Nürnberger Vororten Großreuth h. d. Veste, Höfen und Wöhrd sowie außerhalb des Landgebiets der Reichsstadt, im Norden und Westen der Stadt (Landkreise Forchheim, Neustadt u. Höchstadt).

Autor

Diefenbacher, Michael

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0

Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften