Piloty, Hans (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)
Beschreibung
Piloty. studierte 1913/14 Elektrotechnik an der Technische Hochschule München. Nach freiwilligem Einsatz im 1. Weltkrieg (seit 1917 Offizier bei Bayerisch Gebirgsschallmeßtrupp Sonthofen) setzte er sein Studium fort, erwarb 1921 das Diplom und war bis zu seiner Promotion 1923 Assistent bei Leo Kadrnozka am Lehrstuhl für Elektrische Anlagen der Technische Hochschule München. Anschließend war er für die „Jos-Pe Farben-Photo Gesellschaft mit beschränkter Haftung“ in Hamburg tätig, bis er 1925 als Oberingenieur bei der AEG Berlin, Abteilung Kraftwerke, eintrat und sich fortan mit Problemen der Energieübertragung beschäftigte. 1931 berief ihn die Technische Hochschule München zum ordentlich Professor auf den Lehrstuhl für elektrische Meßtechnik (1948–51 Rektor, 1962 emeritiert). Weiter eng mit der AEG verbunden, begann Piloty. mit theoretischen Arbeiten auf dem Gebiet der elektrischen Siebschaltungen, die er zur industriellen Anwendung weiterentwickelte. Er berechnete vorgegebene Betriebseigenschaften von Reaktanzfilterschaltungen und betrieb die Grundlagenforschung, die der Industrie Entwicklungen auf dem neuen Gebiet der Trägerfrequenztechnik ermöglichte und die zu einer Systematik der Wellenfilter, insbesondere der Netzwerksynthese nach vorgeschriebenen Eigenschaften führte. In seinen Vorlesungen über „Lineare Schaltungen“ behandelte er die neue Theorie und machte sich einen Namen in den Disziplinen Nachrichten- und Hochfrequenztechnik. Als Folge wurde das Institut in den 1940er Jahren in „Institut für elektrische Nachrichtentechnik und Meßtechnik“ umbenannt. Im Rahmen der „Aktion Paperclip“ arbeitete Piloty. 1947 für das US Signal Corps in Fort Montmouth, kehrte aber schon 1948 an die Technische Hochschule München zurück. Auf Vorschlag seines Sohnes Robert, der Erfahrungen und Unterlagen aus den USA mitbrachte und erste digitale Versuchsschaltungen baute, ließ Piloty. unter dessen technischer Leitung und in Zusammenarbeit mit dem Mathematiker und Spezialisten für Gasdynamik Robert Sauer (1898–1970) an seinem Institut den ersten in der Bundesrepublik Deutschland hergestellten und in Betrieb genommenen digitalen, parallel arbeitenden Rechenautomaten, die „Programmgesteuerte Elektronische Rechenanlage München“ (PERM) entwickeln und bauen; Piloty. sorgte auch für die Finanzierung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft. Er wollte diese neue, vielversprechende Technik in München etablieren und weiterentwickeln sowie rasch numerische Resultate für die von ihm geschaffene mathematische Theorie nachrichtentechnischer Filter erzielen. Die bis 1974 betriebene Anlage wurde zum Kern des 1956 gegründeten Rechenzentrums der Technische Universität München und bildete eines der wichtigsten Zentren der sich entwickelnden Informatik in Deutschland. Seit 1962 betreute er den Aufbau der Abteilung Nachrichtentechnik im Deutschen Museum München.
Autor
Fuchs, Margot