Reicke, Ilse (Artikel aus Neue Deutsche Biographie)
Beschreibung
Reicke schloß ihr Studium der Philosophie, Geschichte und Germanistik in Berlin, Heidelberg und Greifswald 1915 mit der Promotion zum doctor philosophiae in Berlin ab. Bis 1919 arbeitete sie als Dozentin an der Berliner Lessing-Hochschule und journalistisch als Kriegsberichterstatterin an der Ostfront für verschiedene Zeitungen. 1919-21 war sie Leiterin der in Berlin-Charlottenburg erscheinenden „Neuen Frauen-Zeitung“, der ersten täglich erscheinenden Zeitung für Frauen in Deutschland. Später war sie Herausgeberin der Jugendzeitschrift „Mutter und Kinderland“ sowie der Jahrbücher „Wir sind jung“ und „Herzblättchens Zeitvertreib“; diese Arbeiten dienten nach ihrer Scheidung unter anderem, und andere dem Lebensunterhalt für sie und ihre drei Töchter. Der gemäßigten bürgerlichen Frauenbewegung nahestehend, entfaltete Reicke eine umfangreiche Vortragstätigkeit und schrieb zahlreiche Romane und Essays, welche die gesellschaftliche Stellung der modernen Frau zum Thema hatten. Außerdem war sie in Organisationen der Frauenbewegung tätig, unter anderem, und andere als 2. Vorsitzende des Stadtverbandes Berliner Frauenvereine und als Delegierte auf dem Internationalen Frauenkongreß 1925 in Washington, 1926 in Paris und 1929 in Berlin. Mit allen wichtigen Vertreterinnen der deutsch Frauenbewegung persönlich bekannt, würdigte sie viele in „Portraits“ ( unter anderem, und andere: Die groß Frauen d. Weimarer Republik, 1984). Nach 1933 unterstützte sie Gertrud Bäumer (1873–1954) in der Schriftleitung der führenden Zeitschrift der bürgerlichen Frauenbewegung in Deutschland, „Die Frau“, die aufgrund ihrer politisch unkritischen Haltung bis 1944 erscheinen konnte. Dank ihrer bedingten Distanz zum Nationalsozialismus war Reicke auch nach Kriegsende im Berliner Frauenbund 1945 e. V. und dem Deutsch Frauenrat ein gern gesehener Gast. Auch ihr literarisches Werk, das sie bis ins hohe Alter fortsetzte, fand weiterhin ein interessiertes Publikum.
Autor
Hering, Sabine