Murnau, Marktgemeinde: Notgeld über 500.000 Mark von 1923

Giesecke+Devrient Stiftung Geldscheinsammlung

Beschreibung

Vorderseite: im Unterdruck bayerische Rauten, in der Mitte unten Stempel mit Wappen der Marktgemeinde Murnau: Ein links gewendeter, widersehender, bewehrter Lindwurm mit Flammenzunge

Rückseite: in der Mitte ein fliegender Lindwurm, der aus seinem Maul Geldscheine auf die Stadt Murnau und die Bevölkerung spuckt, links und rechts in der Ornamentik versteckte Liebesbotschaft "Ich hab dich lieb Gisela Lipowsky"

Die Marktgemeinde Murnau im Landkreis Garmisch-Partenkirchen, Oberbayern, hat 1923 Notgeld zu 100.000, 500.000 und 1 Million Mark ausgegeben. Der Auftrag zur Gestaltung der Scheine ging an den Historienmaler Hans Stubenrauch (1875-1941) und den Architekten Gustav Reutter (1894-1971), beide waren in Murnau ansässig. Gustav Reutter griff für die Gestaltung der 100.000 und 500.000-Mark-Scheine auf das Wappentier Murnaus, den Lindwurm zurück. Der Lindwurm symbolisiert die Inflation, der die Bevölkerung mit Papiergeld angreift. Zugleich enthalten die Scheine eine versteckte Liebesbotschaft: In der Ornamentik am Rand ist der Name „Gisela Lipowsky“ sowie bei dem 500.000 Mark Schein die Botschaft „Ich hab dich lieb“ versteckt. Ein Jahr später heiratete Gustav Reutter seine Angebetete. Hans Stubenrauch griff bei der Gestaltung des Notgelds über 1 Million Mark auf religiöse Motive zurück. So zeigt der Schein die Schmerzhafte Muttergottes, eine von 7 Schwertern durchbohrte Marienfigur, die sich in der Kirche St. Nikolaus befindet. Einmal im Jahr, am Freitag vor dem Palmsonntag, wird in Murnau ein großes Fest zu ihren Ehren gefeiert. An vielen Fassaden in Murnau ist die Schmerzhafte Muttergottes abgebildet, so zum Beispiel am Rathaus. Eine weitere Notgeldausgabe ist vom Bankhaus J. A. Kapfer bekannt. Die Schecks über 300.000 bis 70 Billionen Mark sind einfach gestaltet.