Holzkreuz mit Inschrift (Bibelspruch), Fund aus der Lauinger Fürstengruft

Historischer Verein Neuburg an der Donau

Beschreibung

Vom 24. September bis zum 6. Oktober 1781 wurde unter der Aufsicht einer Kommission aus Münchner Hofbeamten die Grablege der protestantischen Fürsten des Hauses Pfalz-Neuburg in der Lauinger St. Martins-Kirche geöffnet. Dabei wurden die den Toten mit ins Grab gegebenen Schmuckstücke herausgeholt und nach München gebracht. Entnommen wurde der Lauinger Fürstengruft 1781 auch ein schlichtes Holzkreuz, das in den Besitz von Joseph Benedikt Graßegger gelangte. Im Verzeichnis seiner Sammlung von 1894 ist es als "Einfaches schwarzes Holzkreuzchen mit Schrift" erfasst. Bei der "Schrift" handelt es sich um zwei Textfragmente aus dem Kapitel 8 des Hohelieds des Salomo, mit denen die Längsbalken des Kreuzes beschrieben sind. Aus Vers 5 stammt "Sub Arbore Malo Suscitau(=v)i te", das abweichend vom Bibeltext mit "Amica Mea" ergänzt wurde. Das "Ca. 8" könnte ein Hinweis auf die Bibelstelle sein: "Ca." für "Cantico Canticorum" (= Lied der Lieder in der lateinischen Vulgata). Übersetzt lautet die Stelle: "Unter dem Apfelbaum habe ich dich geweckt, [meine Freundin]". Der Text auf der anderen Seite stammt aus dem 6. Vers, ist unvollständig und mit Wortumstellung wiedergegeben: "fortis ut Mors dilectio. [Letztes Wort schwer lesbar]", also "Stark wie der Tod ist die Liebe!". Seine äußere Schlichtheit und der Bezug auf das Alte Testament machen das Kreuz aus der Lauinger Fürstengruft zu einem eindrucksvollen Beleg für die private Frömmigkeit seiner hochadeligen Vorbesitzer.

Autor

Dr. Stephan Bachter, Historischer Verein Neuburg an der Donau

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0