Kupferstich, Frontispiz der Predigtsammlung "Candelabrum apocalypticum .." des Bamberger Franziskaners und Pfarrers Johannes Capistranus Brinzing (Kempten 1677), abgebildet: Leuchtervision der Offenbarung, erster Hohepriester Aaron, Allegorie der Katholis

Historischer Verein Neuburg an der Donau

Beschreibung

Es handelt sich hier um das Frontispiz (Titelbild) des 1677 im Fürststift Kempten gedruckten Buches CANDELABRUM APOKALYPTICUM von Johannes Capistranus Brinzing. Der vollständige Titel dieses Werks lautet: "Candelabrum Apocalypticum Septe(m) Luminaribus coruscans; oder Apocalyptischer Leichter mit siben Liechtern und Facklen flammendt, das ist: Sibenfache Predigen durch siben Jahrgäng, auff alle Sonn- und Feyrtäg jeglichen gantzen Jahrs außgetheilt. Ersten Leichters, oder Ersten Jahrs Dominical oder Sonntäglicher Theil. Verfaßt und beschriben; wie auch mit nutzlichen Marginalien, und viererley Registern auffs beste versehen." Das Buch erschien in mehreren Teilen und verschiedenen Auflagen an verschiedenen Druckorten. Der Autor Brinzing ist in Bamberg als Franziskanerpater und Pfarrer erwähnt. Die kniende, ein Buch haltende Figur ist in die Ordenstracht der Franziskaner gekleidet. Der aufgeschlagene Text lautet grammatikalisch nicht ganz korrekt "In aeternam permanet verbum Domine tua" (etwa: "Dein Wort bleibt in Ewigkeit"), außerdem wird auf die Psalmen 118-119 im Alten Testament verwiesen, in dem die Ewigkeit göttlicher Weisungen gepriesen wird. Die Figur auf der rechten Bildseite kann als Personifikation des Alten Testaments gedeutet werden. Dargestellt ist in typischer Ikonographie Aaron, Bruder von Moses und der erste Hohepriester der Israeliten. Sein Attribut ist das Weihrauchgefäß in der rechten Hand. Er trägt das Ephod, das hohepriesterliche Gewand der Israeliten, in der Form und Ausfertigung, wie Gott es dem Moses befohlen haben soll (vgl. 2 Mos 39,1-43). Erwähnt seien das quadratische Brustschild mit den zwölf Edelsteinen, der Gürtel, die Glöckchen am Gewandsaum oder der aus Muschelseidefäden gefertigte Turban mit dem Stirnblatt. Die Figur auf der linken Bildseite, zur Rechten des knieenden Franziskaners erschließt sich als Personifikation der Römischen Kirche. Als Kopfbedeckung hat die Figur eine Tiara (die dreifache Papstkrone). Auch die Ferula (Kreuzstab) in der rechten Hand ist ein päpstliches Attribut. In der oberen Bildhälfte wird eine Szene aus der Geheimen Offenbarung des Johannes dargestellt (Offb 1, 12-16). Umrahmt von sieben Leuchtern vor sieben korinthisch bekränzten Säulen steht eine Figur mit bodenlangem Gewand, leuchtend hellen Haaren und flammenden Augen, aus deren Mund ein zweischneidiges Schwert hervorgeht. In der Bibelstelle sagt die Figur zum Ich-Erzähler Johannes: "Fürchte dich nicht. Ich bin es, der Erste und der Letzte und der Lebendige; [...]." Die sieben Leuchter symbolisieren laut Textstelle die sieben christlichen Gemeinden in Kleinasien, nämlich Ephesus, Smyrna, Pergamon, Thyatira, Sardes, Philadelphia und Laodicea, denen Johannes Botschaften übermitteln solle. Im Bestand des Historischen Vereins ist nicht das ganze Buch von Brinzing überliefert, sondern nur dieser Kupferstich. Er stammt laut einem mit 1696 datierten handschriftlichen Vermerk aus der Bibliothek des Pfarrers Joseph Pals in Edelshausen.

Autor

Dr. Stephan Bachter, Historischer Verein Neuburg an der Donau

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0