Krippe mit Darstellung des bäuerlichen Lebens im Donaumoos

Historischer Verein Neuburg an der Donau

Beschreibung

Das Altbayerische Donaumoos ist ein ehemaliges Niedermoorgebiet im Dreieck zwischen Neuburg, Ingolstadt und Pöttmes. Unter der Regentschaft von Karl Theodor von Kurpfalz-Bayern (1724-1799) wurde das Donaumoos ab 1796 urbar gemacht und kultiviert. Dazu wurden Siedler, die sogenannten Mooskolonisten, angesiedelt, die über Generationen dem nassen Boden ihre Existenz abrangen. Die von dem Krippenkünstler Karl Schmid (1915-2005) geschaffene Darstellung verlegt das Weihnachtsgeschehen in das Donaumoos. Damit folgt er einer Tradition, eine figürliche Darstellung der Geschehnisse, um die Geburt Jesu nicht in einer antikisierend-orientalischen Szenerie anzusiedeln, sondern in einem für den Betrachter vertrauten, heimatlichem und zeitgenössischem Ambiente. Die Krippen aus dem Alpenraum sowie die neapolitanischen Krippen sind bekannte Beispiele dafür. Der Stall, Jesuskind, Maria und Josef sind den ikonographischen Konventionen entsprechend gestaltet, so z. B. die Gottesmutter mit rotem Kleid und blauen Mantel. Die Lokalisation im Donaumoos erfolgt hauptsächlich durch die Szenerie im linken Bereich. Schilf und Rohrkolben erinnern daran, dass das Moos ein Feuchtgebiet war. Die Figur ganz links geht einer Tätigkeit nach, die für das Donaumoos, aber auch für andere Moorgebiete wie das Dachauer Moos oder das Donauried typisch war: dem Abbau des in Mooren vorhandenen Torfs. Dabei wurden mit einem Torfstecheisen (auch Torfstecher, Torfscheit) gleichmäßige Torfstücke aus der Torfschicht gestochen. Die Torfbarren wurde getrocknet und fanden als Brennmaterial Verwendung, nicht zuletzt in den Münchner Brauereien zum Erhitzen der Sudkessel. Der sommerliche Torfabbau im Donaumoos und andernorts war harte körperliche Arbeit. Langfristig führte der Torfabbau (im Verbund mit Entwässerung und Ackerbau) zur fast vollständigen Verdrängung des für Niedermoore typischen Ökosystems sowie zu einer deutlichen Absenkung des Geländeniveaus im Donaumoos. Auch daran kann uns die Donaumooskrippe von Karl Schmidt erinnern. Der Historische Verein Neuburg besitzt über die Donaumooskrippe hinaus weitere Krippen von Karl Schmid. Ein besonderes Exemplar mit Krippenfiguren, die in einem Kriegsgefangenenlager entstanden sind, ist Teil der Sammlung "Objekte zu Religion, Frömmigkeit und Aberglauben aus den Sammlungen des Historischen Vereins Neuburg" auf bavarikon.

Autor

Dr. Stephan Bachter, Historischer Verein Neuburg an der Donau

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0