Amulettschlüssel

Historischer Verein Neuburg an der Donau

Beschreibung

Schlüssel und Schloss haben vielfältige, tiefverwurzelte kulturelle Bedeutungen. Ein Schlüssel ist das gebräuchlichste Attribut für den Heiligen und Apostel Petrus. Jesus habe ihm symbolisch die Schlüssel des Himmelreichs und damit die Macht, zu binden und zu lösen, übergeben, als er Petrus zum Fundament der Kirche erklärte. (Mt 16, 18-19). Petrus soll den Heiligen Servatius von Tongern (vor 345-384) und Hubertus von Lüttich (um 655-727) erschienen sein, um ihnen einen Schlüssel zu überreichen. Servatius wurde daher sogar zum Patron der Schlosser. Ein mit seinem Namen versehener Schlüssel soll Scheunen und Felder vor Ratten und Mäusen bewahren. Gegen Tollwut hilft angeblich das Ausbrennen des Bisses mit einem "Hubertusschlüssel" genannten Brenneisen. Dem "Reiner Gnadenschlüssel", der am Sonntag nach Ostern beim "Schlüsselfest" des Zisterzienserstifts Rein (Steiermark) an die Gläubigen ausgegeben wird, werden heilende und beruhigende Wirkungen für Säuglinge zugeschrieben. Der Schlüssel wird seit der Antike auch als erotisches Symbol gedeutet, wobei der Schlüssel für den Phallus steht, das Schlüsselloch für die Vagina und das Aufschließen für den Koitus. Auch im Aberglauben findet der Schlüssel Verwendung. Entsprechend seiner Funktion wird ihm im Analogiezauber generell die Fähigkeit zugesprochen, zu binden und zu lösen bzw. zu öffnen und zu verschließen. Karl Huss (1761-1836), der Scharfrichter von Eger (tschechisch: Cheb) und frühe Volkskundler des Egerlands berichtet von einer Praktik, mittels eines Schlüssels einen unbekannten Dieb aufzuspüren. Nach anderen Darstellungen dienen Schlüssel zur Wahrsagung und gegen Verhexung. Sie werden auch als Amulett gegen böse Einflüsse, Zauberei und bestimmte Krankheiten, als Blitzschutzmittel und Glücksbringer benutzt. Der kleine Messing-Schlüssel aus dem sogenannten Altbestand des Historischen Vereins Neuburg hat keine Merkmale, die ihn mit einem bestimmten Heiligen oder einer bestimmten religiösen, magischen oder abergläubischen Praktik in Verbindung bringen. Wahrscheinlich hat er als Amulett oder Symbol gedient, denn der Bart und die Verzahnung sind nicht so ausgearbeitet, dass dieser Schlüssel für das Aufschließen eines Schlosses geeignet wäre.

Autor

Dr. Stephan Bachter, Historischer Verein Neuburg an der Donau

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0