Stotzard, Landkreis Aichach-Friedberg. Antwort auf die Rundfrage 1908

Institut für Volkskunde der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften

Beschreibung

Einwohnerzahl im Jahr 1900: 141 (kath.), kath. Schule

Der Lehrer und Schulleiter Alois Zwink skizziert in seinem Bericht zunächst Essenszeiten, Tischsitten und Abendbeschäftigungen im Winter (Männer lesen oder spielen Karten; Frauen nähen, stricken oder spinnen). Er schildert folgende Feste und Bräuche im Jahreslauf: Kirchweih, Weihnachten (Bescherung; Christmette; Mettenwürste), Silvester, Dreikönigstag, Mariae Lichtmess (Kerzenweihe), Fastnacht (Theateraufführung), Karsamstag (Verbrennen des "Judas"), 1. April (Aprilscherz), 1. Mai (Maibaum), Fronleichnam (Prozession), Allerseelen. Bei den Bräuchen und Festen im Lebenslauf geht er auf diejenigen zu Geburt (früh aufgeklärte Jugend; Pate; "Taufschmaus"; Namengebung), Hochzeit ("Brautwerbung durch Kuppelei"; Aussteuer; Hochzeitsessen; Hochzeitslader; Brautstehlen) und Tod (Leichenschmaus) ein. Es geht auch um Vorstellungen bei der Behandlung von Krankheiten ("Bei Krankheiten wird vielfach ein Kurpfuscher um Rat angegangen"; Abbeten). Er behandelt die Feld- und Stallarbeit (das Vieh erhält an Ostern geweihtes Brot, geweihte Palmkätzchen und ein geweihtes Ei zum Schutz vor Unglück; Flurumgang; Erntefest; Bock im Stall zum Schutz vor Viehkrankheiten; Wetterregeln), das Handwerk (Hausbau), "Bauernfeiertage" und Rechtsgewohnheiten (Gesindewechsel am Stephanstag und an Mariae Lichtmess; Hofübergabe; Grenzsteine). Des Weiteren erwähnt er Ernährung und Kleidung sowie "abergläubische" Vorstellungen. Erzählungen und lokale Dialektausdrücke schließen den Bericht ab.

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F

Literatur

Willi, Gerhard (Hg.): Alltag und Brauch in Bayerisch-Schwaben. Die schwäbischen Antworten auf die Umfrage des Bayerischen Vereins für Volkskunst und Volkskunde in München von 1908/09. Augsburg 1999.

Wagner, Rudolf: Sitte und Brauch in Stotzard um 1925. Ein Lehrer sammelte, was er dazu beobachten und erfragen konnte. In: Aichacher Heimatblatt 59 (2011), S. 25-30.