Beschreibung
Die Passfotografie zeigt Sophie Dann (1900-1993) als Bruststück und im Dreiviertelprofil. Sie trägt eine helle Bluse mit einer Brosche am Kragen. Ihre Haare sind hochgesteckt. Die Fotografie entstand vermutlich kurz vor der Flucht nach England im Jahr 1939. Sophie Dann stammte aus einer angesehenen jüdischen Augsburger Familie. Ihr Vater Albert Dann (1868-1960) war "Kommerzienrat" und besaß eine Firma für Kurz- und Manufakturwaren, die er von seinem Schwager nach dessen Tod übernommen hatte. Ihre Mutter Fanny, geb. Kitzinger (1876-1969), stammte aus Fürth. Ihre Eltern heirateten 1899 und bekamen fünf Töchter: Sophie, Thea, Elisabeth, Gertrud und Lotte. Thea (geb. 1901) starb schon 1918. Sophie Dann absolvierte nach der Schule eine Ausbildung als Erzieherin, Säuglingspflegerin und Krankenpflegerin in verschiedenen Einrichtungen in München, Nürnberg und Augsburg. Ab 1928 leitete sie das jüdische Waisenhaus in München. Auf Initiative des Stadtbundes Augsburger Frauenvereine gründete sie eine "Mütterschule" für junge Frauen und Mädchen und gab Kurse für Sozialarbeiterinnen und Arbeitslose. Gleichzeitig organisierte sie den Augsburger Hauspflegeverein bis zur Machtübernahme durch die Nationalsozialisten. Von da an übernahm sie Wohlfahrtspflege für die Mitglieder der jüdischen Gemeinde in Augsburg, wo sie "Mütterschulkurse" für jüdische Mädchen anbot, die auswandern wollten. Sie beteiligte sich bei Aufräumarbeiten in der Synagoge nach der Pogromnacht 1938 sowie der Unterbringung der Insassen des geräumten jüdischen Altersheims an der Frohsinnstraße 21. Gemeinsam mit ihrer Schwester Gertrud (1908-1998) floh sie im April 1939 vor den Nationalsozialisten nach England, wo sie zunächst als Hausmädchen arbeiteten. Ab 1941 waren beide Dann-Schwestern im Kriegskinderheim von Anna Freud (Hampstead Nurseries) als Kinderpflegerinnen bzw. Kinderkrankenschwestern tätig. Die Eltern Dann waren 1939 nach Palästina geflohen. Sie zogen 1950 aus Israel zu ihren Töchtern nach England, wo Albert 1960, Fanny 1969 starb. Sophie war nach dem Zweiten Weltkrieg in England unter anderem als Agentin für den Bärenreiter-Verlag tätig und arbeitete wie auch ihre Schwester Gertrud an der Katalogisierung der Bibliothek Professor Freuds mit. 1985 waren die vier Dann-Schwestern zu Gast bei der Wiedereinweihung der Augsburger Synagoge. Sophie Dann verstarb 1993 in England.