Beschreibung
1894 erbaute die Jüdische Gemeinde Ichenhausen in unmittelbarer Nähe der Synagoge (Von Stain-Straße 8) ein neues Rabbinatsgebäude. Bis heute verweist der repräsentative Bau auf den hohen Stand der Integration der Juden in Ichenhausen und auf die überörtliche Bedeutung des damaligen Rabbiners Aaron Cohn (Vorsitzender der Bayerischen Rabbinerkonferenz, Amtszeit 1874-1920). Das neue Gebäude, welches das um 1781 an die Synagoge angebaute alte Rabbinatsgebäude entlastete, war Ausdruck der zunehmenden Bedeutung und Bedürfnisse der jüdischen Gemeinde. Das Rabbinat Ichenhausen war fast 150 Jahre lang für kleinere Gemeinden in Schwaben zuständig. Nach dem Erlass des "Judenedikts" von 1813 wurde Ichenhausen Sitz des Bezirksrabbinats. Mit der Weimarer Verfassung 1919 wandelten sich die jüdischen Gemeinden zu "Körperschaften des öffentlichen Rechts". 1921 konstituierten sie sich in Nürnberg als "Verband der Israelitischen Kultusgemeinden". Als die bayerische Distriktionsgemeindeordnung entstand, wurde Ichenhausen einer von 17 bayerischen Distrikten. Den Status als Distriktsrabbinat behielt die Stadt auch als Teil des "NS-Gaues Schwaben" (ab 1933) bei. Nach Aaron Cohn leiteten Samo Neuwirth (1924-1933) und Simon Schwab (1933-1936) die jüdische Gemeinde in Ichenhausen. Erst mit der Emigration des letzten Rabbiners Gerhard Frank (1912-1944) 1939 erlosch das Distriktsrabbinat Ichenhausen. Nach 1938 wurde das Gebäude von NS-Parteiorganisationen genutzt. 1987 erwarb der Landkreis Günzburg das Haus. Seither dient es als Kreisarchiv.