Beschreibung
Die ehemalige Synagoge im Stadtzentrum Ichenhausens (Vordere Ostergasse 25) ist ein eindrucksvolles Zeugnis jüdischer Kultur. Größe und Pracht des Bauwerks entsprachen der Bedeutung der jüdischen Gemeinde, die zeitweilig die größte in der Markgrafschaft Burgau war. Der heutige Bau entstand 1781 im Stil des Frühklassizismus, zusammen mit einem angebauten Rabbinerhaus. Teile einer früheren Synagoge (1687), darunter das Eingangsportal, wurden in den Neubau integriert. 1853 und 1896 erfolgten weitere Umbauten: Es entstanden Emporen entlang der Seitenwände; Tora-Schrein und Ausmalung wurden erneuert. Neben dem Eingang sieht man zwei der vormals drei Tafeln mit hebräischen Inschriften, die an die Fertigstellung des zweiten Synagogenbaus von 1781/82 und an die Umgestaltungen von 1852/53 und 1896 erinnern. Über dem Eingang befindet sich ein gemaltes hebräisches Schriftband (19. Jh.) mit dem Psalmvers 118,20: "Dies ist das Tor zum Ewigen; Gerechte sollen durch es eintreten". Am 10. November 1938 wurde die Synagoge durch die Nationalsozialisten stark beschädigt, in der Folge diente sie als Lagerraum; 1953 wurde sie von der JRSO (Jewish Restitution Successor Organization Inc.) an die Stadt Ichenhausen verkauft. Nach der Gründung des "Aktionskreises Synagoge Ichenhausen" (1980) mit dem Ziel der Restaurierung und neuerlichen Nutzung erhielt der Innenraum 1985-1987 seine ursprüngliche Gestalt weitgehend zurück. Die Ausmalung orientiert sich am Zustand der Synagoge am Ende des 19. Jahrhunderts. Die Emporen wurden nicht wiederhergestellt. Träger des unter Denkmalschutz stehenden Bauwerkes ist heute die "Stiftung Ehemalige Synagoge Ichenhausen – Haus der Begegnung."