Beschreibung
Zu sehen sind heutige Innenansichten der Ehemaligen Synagoge Fellheim in der Memminger Straße (frühere Judengasse). Diese wurde im Jahr 1786 durch die Israelitische Kultusgemeinde Fellheim als zweigeschossiger Saalbau mit einem Satteldach errichtet. Baumeister waren die Brüder Thaddäus und Joseph Rief aus Gutenzell. Der Eingang für die Männer befand sich in einer Vorhalle im Westen, zur Frauenempore führte eine Treppe im Süden. 1838/1840 setzte Rabbiner Dr. Marx Seligster (1799-1877) die in der Synagogenordnung von 1836 empfohlene Einrichtung von Sitzbänken durch. 1853 entschied sich die Gemeinde für einen Neubau, als Schäden am Dach der Synagoge zutage traten. Der Umbau, bei dem Dach- und Umfassungsmauern erneuert wurden, war Spenden ausgewanderter Fellheimer Jüdinnen und Juden zu verdanken. Ein errichteter Treppenturm im Süden und eine Vorhalle für den Eingang der Männer im Westen folgte der Anlage des Vorgängerbaus. Baumeister Franz Xaver Deutschenbauer (1813-1872) aus Babenhausen verknüpfte bei der Gestaltung der Fassade den damals für Kirchen üblichen neuromanischen Stil mit orientalisierenden Elementen. Der westliche Giebel wurde von einem aufsteigenden Rundbogenfries und zwei Strebepfeilern geschmückt. Im Erdgeschoss hatte das repräsentative Gebäude hohe Fenster mit neomaurischen Bögen, darüber Zwillingsfenster. Über der Vorhalle zeigte eine angebrachte Uhr für das gesamte Dorf die Zeit an. Die Synagoge stellte damals den Mittelpunkt des Ortes dar. In der Pogromnacht vom 10. November 1938 wurde die Synagoge von Bewohnern des Nachbarorts Boos und SA-Truppen aus Memmingen zerstört und geschändet. Fortan fanden hier keine Gottesdienste mehr statt. Zwischen 1942 und 1945 lagerten im Inneren der einstigen Synagoge Flugzeugmotoren. 1950 wurde das Gebäude an eine Privatperson verkauft und zum Wohnhaus umgebaut. Alle sichtbaren Zeichen, die den Bau als Synagoge kennzeichneten, verschwanden. Seit 2007 befindet sich die Ehemalige Synagoge im Besitz der Gemeinde Fellheim, die zunächst zusammen mit dem Arbeitskreis Geschichte, Chronik und Brauchtum (später Förderkreis Synagoge Fellheim e.V.) ein Nutzungskonzept für eine Teilrestaurierung erstellte. Seit 2013 wurde die Ehemalige Synagoge um- oder teilweise wieder rückgebaut. Dabei konnten große Teile der einstigen Synagogendecke wieder freigelegt und restauriert werden. Seit 2015 wird die Ehemalige Synagoge als Museum, Gemeindebücherei sowie als Lern- und Veranstaltungsort genutzt.