Beschreibung
In enger zeitlicher Nähe zu Darstellungen von „Tod und Mädchen“ entstand 1976/77 die erste, [von Fritz Koenig (1924-2017)] aus einem Eichenstamm gehauene Figur des Hiob. Sie bildete den Ausgangspunkt einer Reihe von Formulierungen in Eisen und Bronze, die sich mit der Leidensfigur aus dem Alten Testament formal auseinandersetzen. Diese Arbeiten fußen jedoch nicht ursächlich auf einem christlich-thematischen Interesse Koenigs an der Figur des Hiob. Vielmehr ist dieses Motiv ein Beispiel für jene Werke des Künstlers, deren christliche, literarische oder philosophische Konnotation sich findet, nachdem die Formulierung bereits Ausdruck angenommen hat.... Koenig zeigt den Menschen zurückgeworfen auf den Urgrund seines Selbst: Verzweifelt, identitätslos geworden und mit gebrochenem Willen. Die Knie tragen die Last des eigenen Körpers nicht mehr und der Boden, auf dem die Figur steht, vermag keinen Halt mehr zu geben…. Mit der Betitelung der Figur als Hiob erweitert sich der kathartische Bedeutungshorizont des am Boden zerstörten Menschen um eine weitere Facette: das hoffnungsgebende Moment (Stephanie Gilles, Kleiner Hiob I, in: Erbprinz trifft Koenig in der Kunst- und Wunderkammer Burg Trausnitz, hrsg. von R. Eikelmann und A. Schommers anlässlich der gleichnamigen Ausstellung, Landshut, 19. Mai bis 28. Oktober 2018, München 2018, S.41).
Autor
Stephanie Gilles M.A.