Geschützrohr (halbe Schlange) für Kurfürst August von Sachsen (1526-1586), sog. Flacianerkanone)

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Zwölf Geschützrohre hatte Kurfürst August von Sachsen (1526-1586) gießen lassen, um mit deren bildlichem Schmuck die von ihm entschieden verfolgten Reformierten, darunter der ehemalige Freund Luthers und Schüler Melanchthons, Matthias Flacius Illyricus ( (1520-1575), zu verspotten. Das Coburger Rohr ist das einzige erhaltene Exemplar diese Serie. Anlass für diese in Erz gegossene Propaganda gaben die Debatten der Theologen des Kurfürsten mit den Anhängern von Flacius Illyricus im Altenburger Religionsgespräch 1568/69. Flacius war ein orthodoxer Lutheraner, während der sächsische Kurfürst den „Philippisten“, den Anhängern Melanchthons zuneigte. Die Griffe des Geschützrohres haben die Form von zwei Theologen, wovon einer ein Flacianer ist. Sie greifen sich im Streit in die Haare, über ihnen die päpstliche Tiara. Auf einem Relief sieht man einen Flacianer, dem der Teufel (WIRBELGEIST) ins Ohr bläst. Die Inschrift am Vorderstück lautet: DIE FLATIANER VND ZELOTEN SEINT DES TEVFELS VORBOTEN. Wie auch auf manchen Flugblättern dieser Zeit, kommt in der Darstellung des Geschützrohres die Kritik an der Aufspaltung der theologischen Richtungen nach dem Tod Luthers zum Ausdruck.

Autor

Klaus Weschenfelder

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F