Der Teufel sitzt auf einer päpstlichen Bulle (Spottblatt auf die katholische Geistlichkeit)

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Das Blatt wendet sich gegen den Klerus, der sich mit den Einnahmen aus dem Ablasshandel ein luxuriöses Leben leistet. Dargestellt ist ein harpyienhaftes Höllenwesen, das auf einer Ablassbulle hockt. Sein linker Fuß steckt in einem Weihwasserkessel. Mit der linken Hand umfasst es eine Krücke, in der rechten hält es bettelnd vor sich eine Almosendose. Im weit geöffneten Maul sitzen Mönche und Nonnen fröhlich an einem gedeckten Tisch. Derweil schweben von links her zwei Teufelchen mit dem Papst und einem weiteren Geistlichen heran. Das Mahl für die Runde der Geistlichen wird auf dem Kopf des Höllenwesens zubereitet. Dort lodert ein großes Feuer. Ein aus dem Nacken des Ungeheuers wachsender knorriger Baum wurde von einem Dämon mit einem Seil über das Feuer nach vorne umgebogen. An ihm hängen ein großer Kessel und diverse Räucherwaren. Das Blatt kann mit dem Augsburger Holzscheider und Verleger David de Negker in Verbindung gebracht werden. Als de Negker 1545 wegen der Herausgabe antipäpstlicher Drucke angeklagt wird, ist unter anderem von einer Darstellung die Rede, „allda der Teufel auf einem Ablassbrief sitzt“. De Negker behauptet zwar, das Blatt lediglich nachgedruckt zu haben, doch erscheint es durchaus möglich, dass er der eigentliche Urheber war.

Literatur

Petra Roettig, Reformation als Apokalypse. Die Holzschnitte von Matthias Gerung im Codex germanicus 6592 der Bayerischen Staatsbibliothek in München, Bern u. a. 1991, S. 244f.

Autor

Michael Overdick

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F