Beschreibung
Das antiprotestantische Spottblatt zeigt Luther und seine Frau Katharina von Bora auf Wanderschaft. Auffällig ist die überspitzt dargestellte Leibesfülle Luthers. So ist der Reformator gezwungen, seinen Bauch auf eine Schubkarre zu stützen. Aus der Lade der Schubkarre schauen außerdem noch einige Bücher und drei porträthafte Köpfe hervor. Weitere Porträtköpfe finden sich in der Kiepe, die Luther auf seinem Rücken trägt. In der rechten Hand hält er ein überdimensioniertes Trinkglas. Katharina, die mit dem Habit einer Nonne angetan ist, erscheint im Gegensatz zu ihrem Mann eher zierlich von Gestalt. Sie hält in ihren Armen ein Kleinkind, an der Leine führt sie einen kleinen Hund und auf den Rücken hat sie ein zylinderförmiges Behältnis und eine voluminöse Bibel geschnallt. Aus dem Text geht hervor, dass Luther einen Ort, an dem er sich eingerichtet hatte, gegen seinen Willen verlassen musste. Das Ereignis, auf das das Flugblatt anspielt, ist die Vertreibung der protestantischen Geistlichkeit aus Böhmen nach der Schlacht am Weißen Berg im Jahre 1620. Luther erscheint hierbei nicht als historische Person, sondern als Symbolfigur und Verkörperung des Protestantismus. Darüber wird versucht, den Protestantismus der Lächerlichkeit preis zu geben, indem man Luther – in Anspielung auf seine körperliche Erscheinung – Völlerei und Trunksucht unterstellt.
Literatur
Wolfgang Harms/Beate Rattay, Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und der Glaubenskämpfe, Coburg 1983, S. 62f., Kat. Nr. 31.
Autor
Michael Overdick