Philipp Melanchthon

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Im November 1524 reiste Melanchthon nach Nürnberg, um an der Einrichtung einer neuen städtischen Lateinschule mitzuwirken. Im Mai des folgenden Jahres führte ihn die Eröffnung der Schule erneut in die Reichstadt. Bei einem der beiden Aufenthalte hatte Albrecht Dürer Gelegenheit, eine Porträtzeichnung des prominenten Gastes anzufertigen. Das heute in Florenz (Casa Horne) befindliche Blatt diente wiederum als Vorlage für den 1526 datierten Kupferstich. Dürer zeigt Melanchthon nach rechts gewandt im Dreiviertelprofil. Obwohl der schematisch behandelte Hintergrund eine Darstellung unter freiem Himmel evoziert, spiegelt sich im rechten Auge des Porträtierten ein Fensterkreuz. Möglicherweise handelt es sich hierbei um eine Anspielung auf die antike Vorstellung vom Auge als Fenster zur Seele. Die Inschrift auf der Tafel lautet in deutscher Übersetzung: „Dürer konnte die Züge Philipps nach dem Leben zeichnen, doch die kundige Hand nicht den Geist.“ Die Verknüpfung des Künstlerlobs mit dem Hinweis auf die Undarstellbarkeit des Geistes ist ein Topos, auf den Dürer bei Gelehrtenporträts häufiger zurückgriff.

Literatur

Matthias Mende/Rainer Schoch/Anna Scherbaum, Albrecht Dürer. Das druckgrafische Werk, Bd. 1: Kupferstiche, Eisenradierungen und Kaltnadelblätter, München 2000, S. 241f., Kat.-Nr. 101

Ritter, Bauern, Lutheraner, Katalog zur Bayerischen Landesausstellung 2017 in den Kunstsammlungen der Veste Coburg, Kat.-Nr. 4.5

Autor

Michael Overdick

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F