Der Wolff den Gänssen Predigt

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Der Kupferstich zeigt einen Wolf, der auf einer unter freiem Himmel aufgestellten Kanzel den Gänsen predigt. Die Gänse hören aufmerksam zu und scheinen nicht zu bemerken, dass der Prediger bereits zwei von ihnen gepackt hat. Das Motiv steht in einer langen Tradition. Verwiesen sei etwa auf das biblische Bild vom Wolf im Schafspelz: „Hütet euch aber vor den falschen Propheten, die in Schafskleidern zu euch kommen, inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ (Mt. 7.15) Das Mittelalter kennt den Wolf als hinterhältigen Verführer in zahlreichen Varianten. Dieselbe Rolle kann aber auch der Fuchs übernehmen; beide Raubtiere sind ähnlich konnotiert und somit austauschbar. Das Motiv der Gänsepredigt begegnet uns ab dem 13. Jahrhundert in bildlichen Darstellungen, so etwa an Chorgestühlen oder Gewölbeschlusssteinen. Als Sinnbild für Empfänglichkeit des Menschen für häretische Lehren fand es im späten Mittelalter unter anderem Eingang in die Predigtliteratur. Im Text des Flugblatts aber bleibt der religiöse Aspekt ausgespart. Hier geht es vielmehr im allgemeinen Sinn um die Warnung vor einer allzu leichfertig an den Tag gelegten Gutgläubigkeit.

Literatur

Wolfgang Harms/Beate Rattay, Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und der Glaubenskämpfe, Coburg 1983, S. 260f., Kat. Nr. 127.

Autor

Michael Overdick

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F