Narrenkappe mit Weltkarte (NOSCE TE IPSVM)

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Das Blatt gehört wohl zu den eindringlichsten Bilderfindungen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Dargestellt ist in strenger Frontalansicht ein das ganze Querformat ausfüllender Narrenkopf mit einer Weltkarte anstelle des Gesichts. Die Überschrift „NOSCE TE IPSUM“ („Erkenne dich selbst“) verweist auf die bereits für das „Narrenschiff“ des Sebastian Brant (1494) grundlegende Vorstellung, dass die weltliche Existenz des Menschen von Narrheit, d.h. von Sünde bestimmt ist, und dass die einzige Möglichkeit zur Erlösung darin besteht, sich der eigenen Sündhaftigkeit bewusst zu werden. Weitere Inschriften unterstreichen die Allgegenwart der Narrheit. So heißt es auf den Eselsohren „Eselsohren, wer hat sie nicht“ und unterhalb des Weltkartengesichts „Unendlich ist die Zahl der Toren“. Auf der Narrenkappe steht „O Caput elleboro dignunm“ („Oh du des Nieswurz würdiges Haupt“). Nieswurz galt seit der Antike als Heilmittel gegen den Wahnsinn. Als Vorlage für das Blatt diente ein hochformatig angelegter, französisch beschrifteter Stich von Jean de Gourmont aus dem Jahr 1562. Die überaus detaillierte Weltkarte wiederum geht auf eine Karte aus dem 1570 erstmals erschienenen Atlas „Theatrum Orbis Terrarum“ des Abraham Ortelius zurück.

Literatur

Wolfgang Harms/Beate Rattay, Illustrierte Flugblätter aus den Jahrhunderten der Reformation und der Glaubenskämpfe, Coburg 1983, S. 276f., Kat. Nr. 135.

Autor

Michael Overdick

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F