Martin Luther als Hieronymus im Gehäuse

Kunstsammlungen der Veste Coburg

Beschreibung

Das wahrscheinlich von dem Nürnberger Stecher Wolfgang Stuber geschaffene Blatt kopiert in seitenverkehrter Anordnung Albrecht Dürers berühmten Meisterstich „Hieronymus im Gehäus“ aus dem Jahre 1514. Die einzige gravierende Veränderung gegenüber dem Vorbild besteht darin, dass Stuber dem am Tisch sitzenden Gelehrten deutlich erkennbar die Gesichtszüge Martin Luthers verlieh. Hierbei ist zu betonen, dass Luther nicht anstelle des Hieronymus ins Bild gesetzt wurde. Die aus Dürers Komposition übernommenen Attribute wie der Löwe im Vordergrund oder der Kardinalshut an der Wand verdeutlichen vielmehr, dass Luther hier ALS Hieronymus dargestellt ist. Auf diese Weise erschließt sich dem Betrachter ein sinnfälliger Bezug, denn so, wie der Kirchenvater einst die Heilige Schrift in ein volkssprachliches Latein („Vulgata“) übersetzt hatte, so übersetzte Luther die Bibel ins Deutsche. Bemerkenswerterweise handelt es sich bei Stubers Blatt nicht um die erste derartige Adaption von Dürers Meisterstich. So hatte bereits 1526 Lukas Cranach der Ältere in einem Gemälde Kardinal Albrecht von Brandenburg, der die erste katholische Bibelübersetzung ins Deutsche initiierte, in der Pose des Kirchenvaters dargestellt.

Literatur

Martin Luther. Schätze der Reformation, Dresden 2016, S. 207.

Autor

Michael Overdick

Rechtehinweis Beschreibung

RR-F