Hans VI. Tucher, Reise in das Gelobte Land: Autograph, Fragment I, um 1480

Landesbibliothek Coburg

Beschreibung

Die Coburger Handschrift überliefert in einer frühen Fassung den wohl bedeutendsten deutschsprachigen Reisebericht des späten Mittelalters. Er stammt von dem Nürnberger Patrizier Hans VI. Tucher (1428–1491), der 1479/80 das Heilige Land bereist hatte. Die Entwicklung der Textform lässt sich bis zum Druck von 1482 gut in drei Stufen nachverfolgen. Im ersten Stadium war der Bericht in drei Handschriften tradiert, in denen die Hinreise und der Aufenthalt in Jerusalem, die Weiterreise zum Katharinenkloster auf dem Sinai und die Rückreise nach Venedig jeweils beschrieben wurden. Sie basierten auf dem Material, das Tucher auf der Reise gesammelt hatte, u. a. auch ein Tagebuch, das er ordnete und als Reinschrift abschrieb. Nur der Coburger Berichtteil ist im Original erhalten. Er ist um acht herausgetrennte Blätter im Stadtarchiv Nürnberg zu ergänzen (E29/III, 259). Die anderen Kapitel sind teilweise als Abschriften überliefert, z. B. mit einem Autograph von Tuchers Begleiter Sebald Rieter, worin er die anteiligen Reisekosten der beiden Pilger nennt (Ansbach, Gymnasium Carolinum). In der nächsten Bearbeitungsstufe wurden persönliche Bezüge im Text getilgt bzw. umgeformt, sodass die Beschreibung einer individuellen Pilgerfahrt allgemeingültige Züge annimmt, die angehende Pilger als Handbuch bei der Planung und Durchführung ihrer Reise benutzen konnten. Die dreiteilige Anlage wurde dann in einer Handschrift vereint (London, British Library). Datum: 2019

Autor

Randall Herz

Rechtehinweis Beschreibung

CC0