Reventlow, Franziska zu: Erziehung und Sittlichkeit

Monacensia

Beschreibung

Lebenskünstlerin, Autorin, erotisches Genie, alleinerziehende Mutter und selbstbestimmte Frau – extreme Fluchtlinien bestimmen Franziska zu Reventlow (1871-1918). Ihre Reflexionen zur Weiblichkeit finden sich u.a. in drei ab 1898 erschienenen Essays, von denen der hier vorliegende im "Buch von der Lex Heinze" (1900) erschienen ist. "Erziehung und Sittlichkeit" zieht die pädagogischen Konsequenzen, indem er eine Erziehung der Kinder ohne "tote Abstraktionen und dogmatische Formeln" fordert, die die Heranwachsenden in Gewissenskonflikte stürzen. Diese können nach Reventlow durch eine freizügig-libertäre Erziehung vermieden werden, die im Einklang mit der ästhetischen Wahrnehmung sei: "Wir wollen deshalb in der Erziehung […] durch häufige Betrachtung des Nackten – sei es im Leben oder in künstlerischen Darstellungen, sei es am eigenen oder am Körper eines anderen –, darauf hinwirken, daß die Wertung des Schönen immer stärker in den Vordergrund tritt." In einem ähnlichen Sinn bezeichnet Reventlow "ihre erotische Praxis als 'l’amour pour l’amour', deren antikes Analogon sie im Hetärentum zu erkennen glaubte. 'Hetäre' ist gleichsam die Chiffre für die freie, wirtschaftlich und intellektuell selbständige, über sich und ihren Körper selbstbestimmt verfügende Frau, die dem Mann eine gleichrangige erotische Partnerin ist und ihre Kinder eigenständig erzieht." (Baal Müller)

Autor

Peter Czoik