Handwagen einer Augsburger Arbeiterfamilie

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Der vierrädrige Handwagen aus Nadelholz besitzt einen grau lackierten Aufbau in Brettkonstruktion. Die Metallteile stammen von Blasius Witzinger (1893–1954), einem im Ries geborenen Huf- und Nagelschmied, der zunächst in der MAN (Maschinenfabrik Augsburg-Nürnberg), dann beim Flugzeughersteller Messerschmitt arbeitete. Der Kastenwagen diente seiner Familie als vielseitiges Transportmittel, mit dem Kohlen vom Händler, Mehl im Zentnersack und Kartoffeln zur Wohnung in Augsburg-Oberhausen gebracht wurden. Handwagen dieser Art gehörten vor der Motorisierung der breiten Bevölkerung zum alltäglichen Straßenbild. Mit ihnen wurden Einkäufe erledigt, Waren ausgeliefert und sogar Umzüge innerhalb eines Ortes bewältigt. Als im Februar 1944 Augsburg stark bombardiert wurde und Augenzeugen zufolge einem Feuermeer glich, floh die Familie Witzinger wie etwa 85.000 weitere Einwohner mitten in der Nacht aus der Stadt. In diesen Leiterwagen packten sie Decken, Brot, wichtige Papiere und ihre große Standuhr. Sie kämpften sich durch hohen Schnee bis in das 15 Kilometer entfernte Achsheim (Langweid am Lech, Lkr. Augsburg), wo Blasius Witzingers Schwägerin lebte. Erst nach Kriegsende kehrte die Familie nach Augsburg zurück.