Klosterarbeit: Madonnen-Bildtafel aus Oberschönenfeld

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Im Zentrum der hinter Glas gerahmten Bildtafel befindet sich eine Madonnenbüste aus Wachs mit eingesetzten Glasaugen, umhüllt von einem breiten Schleier und überhöht durch eine mächtige Krone. Die Bekleidung hebt sich durch Goldstickerei deutlich von dem umgebenden Feld ab. Dieses bilden Blüten und vegetabile Formen in sehr dichtem und plastischem Besatz, gearbeitet in verschiedenen Techniken und Materialien. Vier den Rahmen bildende Streifen greifen die Verzierungen der gewölbten Dekorplatten auf und verleihen der Bildtafel eine große Tiefe.

Vergleichsobjekten und stilistischen Merkmalen zufolge entstand die Bildtafel um 1730 in der Zisterzienserinnenabtei Oberschönenfeld (Lkr. Augsburg). Dies bestätigt auch ihre Provenienz: Bis 1989 befand sie sich in Schloss Leitheim (Kaisheim, Lkr. Donau-Ries), das vor der Säkularisation den Äbten der Reichsabtei Kaisheim als Sommersitz diente; ihnen unterstand Oberschönenfeld als Tochterkloster. Als Schöpferinnen dieses herausragenden Zeugnisses des "Betens mit den Händen" kommen die Chorfrauen M. Luitgardis Weiß (gest. 1737), M. Johanna Mayr und Äbtissin M. Victoria Farget (gest. 1742) in Frage.

Die Anfertigung solcher Arbeiten durch Klosterfrauen verband das Arbeitsgebot gemäß der Regel des hl. Benedikt mit den Anforderungen der Klausur und der meditativen Vertiefung in das Leben der Gottesmutter, die im Orden der Zisterzienser besonders verehrt wird. Gleichzeitig dienten Klosterarbeiten auch als repräsentative Gastgeschenke.