Arbeitsmantel einer Textilarbeiterin der Hoechst AG, Gr. 46

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Der pastellblaue Arbeitsmantel aus Polyester-Baumwoll-Mischgewebe mit dem maschinengestickten Logo der Hoechst AG gehörte Annemarie Mattmer (1925-2018), die von 1959 bis 1983 in der Schärerei des Bobinger Werkes der Hoechst AG tätig war. Ihre Arbeit am Schärgatter, wo Trevira-Endlosfäden auf große Metallrollen aufgespult wurden, bot zwar kaum Abwechslung, dennoch musste sie stets konzentriert sein. Keine Fluse durfte ihr entgehen. Das in der Produktion tätige „gewerbliche Personal“ trug solche hellblauen Arbeitsmäntel. Weiße Mäntel blieben dem Laborpersonal, Meistern und Meisterinnen, vorbehalten. Um 1900 entstand in Bobingen (Lkr. Augsburg) aus einer Bleicherei eine Kunstseidenfabrik, die halbsynthetische Fasern aus Baumwollabfällen herstellte. Ab 1926 gehörte die Fabrik zur IG Farbenindustrie AG. Nach Kriegsende kam Dr. Paul Schlack nach Bobingen, der Erfinder des unter dem Markennamen Perlon bekannten Polyamids Polycaprolactam. Mit Schlacks Expertise und unter US-Administration begann in Bobingen neben der Viskose-Reyon- auch die Perlonproduktion. Die Bobinger Perlonerzeugnisse eroberten als erste den westdeutschen Nachkriegsmarkt. Nach seinem Anschluss an die Frankfurter Hoechst AG 1952 entwickelte sich das Werk zu einem großen Arbeitgeber in der Region. Der Schwerpunkt lag ab 1956 auf der Produktion der Polyesterfaser Trevira für bügelfreie Kleidung, aber auch technische Textilien wie Keilriemen, Förderbänder und Sicherheitsgurte.