Kartoffel-Dämpfkolonne

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

In den Jahrzehnten nach dem Ersten Weltkrieg erweiterten viele bäuerliche Betriebe ihre Schweinehaltung. Bis es Tierkraftfutter aus Sojabohnen gab, bildeten gekochte Kartoffeln die Hauptnahrung für die Schweine. Mit Anlagen wie dieser wurden alljährlich im Herbst große Mengen Kartoffeln gedämpft. So garte ein Maschinist mit der Hilfe von zwei weiteren Personen pro Tag zwischen 150 und 180 Zentner. Die anschließend eingestampften Knollen wurden, in Silos oder gemauerten Gruben luftdicht abgeschlossen, eingelagert. Durch Milchsäuregärung blieb die Masse mehrere Monate haltbar.

Die Raiffeisenbank Bobingen (Lkr. Augsburg) erwarb 1936 diese Dämpfkolonne, die noch 1980 genossenschaftlich und danach für einige Jahre im Lohnbetrieb genutzt wurde. Auf dem Wagen stehen zwei Dampffässer für je sechs Zentner Kartoffeln, eine 1957 erworbene Kartoffelquetsche sowie der kohlebefeuerte Dampfkessel von 1967 mit einem fünf Meter hohen Rauchrohr.

Der zur Quetsche gehörende Motor stammt von der in Marktredwitz ansässigen Firma Adam Baumüller GmbH, die anderen Teile von Gotthardt & Kühne, einer 1919 in Lommatzsch (Sachsen) gegründeten und später bedeutenden Maschinenfabrik für landwirtschaftliche Spezial-, Dämpf- und Heizungsanlagen. Ab 1947 existierte in Boxdorf bei Nürnberg eine Niederlassung der Firma. Der sächsische Teil des Unternehmens entwickelte sich in der DDR zum größten Privatbetrieb mit Teilverstaatlichung. Das Sortiment umfasste Dämpfanlagen und -maschinen, Grünerbsendrescher sowie Tannenzapfen- und Schilftrockner.