Radiogerät, Röhrenradio "Siemens", Grossuper-Schatulle 540 GWLK ("Herr im Frack")

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Der Rundfunkempfänger ist für Gleich- und Wechselstrom ausgelegt. Sein Gehäuse besteht aus schwarzem Phenoplast, einem der ersten industriell erzeugten Kunststoffe. Sie wurden wegen ihrer Temperaturbeständigkeit und Oberflächenhärte sowie dem günstigen Preis vielfältig eingesetzt. Im oberen Teil befindet sich der textilbespannte Lautsprecher, darunter die Senderskala mit drei Drehreglern. Dieser 1935 von der Berliner Firma Siemens & Halske (1847–1966) auf den Markt gebrachte Rundfunkempfänger wurde für eine anspruchsvolle Käuferschicht konzipiert. Allerdings herrschte bereits innerhalb des Unternehmens Uneinigkeit über die Gestaltung des im Volksmund als Herr im Frack bezeichneten Radios. Der in seiner Konstruktion sowie Funktion hochwertige Rundfunkempfänger fand kaum Käufer. Um den finanziellen Verlust in Grenzen zu halten, wurde das in hohen Stückzahlen produzierte Radiogerät zu Schleuderpreisen ins Ausland verkauft. Ein Fernseh- und Rundfunkgeschäft aus Schwabegg (Schwabmünchen, Lkr. Augsburg) verwendete das Sammlerstück lange Zeit als Dekoration. Das Röhrenradio ist die Weiterentwicklung des Detektorradios, das nur einen leisen Kopfhörerempfang zuließ. Die eingebauten Elektronenröhren ermöglichten einen größeren Empfangsradius und eine höhere Lautstärke. Während der 1960er-Jahre löste die kleinere und leichtere Transistortechnik die Röhrentechnik ab.