Reliquienkapsel aus dem Trentino

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Der Deckel der Kapsel bzw. Dose aus versilbertem Messing zeigt unter dem großen Schauglas in drei Gruppen angeordnete Knochenreliquien. Auf weinrotem Samt montiert, sind sie von Golddrahtarbeiten und -pailletten umgeben, zwischen die kleine, an Vergissmeinnicht erinnernde Blüten aus farbigen Glasperlen genäht sind. Drei Rotuli weisen die Reliquien Heiligen zu, die besonders im Val di Non im Trentino (Italien) verehrt werden: Sisinio, Martirio und Alessandro in der Basilika Ss. Martirio in Sanzeno sowie Romedio in der gleichnamigen Wallfahrtskirche. Die Kapsel entstand um die Mitte des 19. Jahrhunderts, wie die Rückseite der samtbezogenen Montagepappe belegt. Dort befindet sich ein Modeldruckpapier mit gelbem und blauem Muster unter einer versiegelten Verspannung: Johann Nepomuk von Tschiderer zu Gleifheim (1777–1860), von 1834 bis 1860 Habsburger Fürstbischof von Trient (Trento, Italien), zertifizierte mit seinem Siegel die Echtheit der Reliquien. Tschiderer, der bereits zu Lebzeiten geachtet und verehrt wurde, förderte populäre Formen der Frömmigkeit. Das Objekt gelangte mit dem Teilnachlass von Gislind M. Ritz (1925–1996) in das Museum Oberschönenfeld. Der Nachlass umfasst hauptsächlich Objekte zur Frömmigkeitspraxis sowie eine Reihe kleiner Behältnisse, vieles davon als Forschungssammlung zur Volkskunst mit Schwerpunkt auf dekorierten und datierten Stücken.