Amulettanhänger, Feigenhand aus Koralle

Museum Oberschönenfeld

Beschreibung

Die aus roter Koralle geschnittene und in einer Silbermanschette gefasste sogenannte Feigenhand oder Neidfeige ist mit einer Öse und Ring zum Tragen als Anhänger ausgestattet. Die dargestellte Geste, die in Teilen Asiens und Europas als vulgäre Beleidigung aufgefasst wird, war ursprünglich auch mit positiven Assoziationen verbunden: Der zwischen Mittel- und Zeigefinger geklemmte Daumen symbolisiert den Geschlechtsakt und galt in der römischen Antike als Zeichen für Fruchtbarkeit und Wohlstand. Als Feige wird die Geste bezeichnet, da der lateinische Name Fica nicht nur für die Frucht, sondern auch als Begriff für die Vulva verwendet wurde. Als Amulett getragen, sollten Feigenhände durch die Kraft des Obszönen alles Böse abwehren. Da der Koralle, vor allem bei Kindern, ebenfalls eine schützende Wirkung zugeschrieben wurde, kam der Kombination aus Geste und Material eine potenzierte Wirkung zu. So zeigen Kunstwerke aus dem Mittelalter und der Renaissance das Jesuskind häufig mit Korallenkette oder -ästen. Aufgrund ihrer roten Farbe, die an Blut erinnert, diente die Koralle als Symbol für das Leben und die Gesundheit. Amulette, magisch-zauberische Schutzmittel, bestehen aus Stoffen, denen eine besondere Wirkung nachgesagt wird und die Zahlen, Text oder Symbole tragen können. Häufig am Körper getragen, sollen sie Unheil aller Art abwehren. Dabei ist der Übergang vom Aberglauben zum christlichen Glauben mitunter fließend: Auch Devotionalien, besonders in Form eines Kreuzes und an einer besonderen Gnadenstätte geweiht, sollten Segen und Schutz vor Unglück gewährleisten.