Gebetbuch der Weißfrau Agnes Kaych

Augustinerbibliothek Münnerstadt

Beschreibung

Das Buch stammt aus dem Erfurter Angerkloster, auch Kloster der Magdalenerinnen, Büßerinnen oder Weißfrauen genannt. Die Schwestern lebten nach der Augustinus-Regel und pflegten Kontakte zu den Erfurter Augustinern. Schreiberin der beiden handschriftlichen Teile ist die Weißfrau A. K., die 2017 – nach dem Auffinden einer zweiten Handschrift dieses Klosters – als Agnes Kaych identifiziert wurde. Nach jüngstem Forschungsstand ist die Handschrift zwischen 1490 und 1497 entstanden. A. K., eine theologisch und sprachlich gebildete Ordensfrau, gestaltete aus lateinischen Gebeten, Hymnen und Meditationen – oft augustinischer Prägung – ihr persönliches Gebetbuch. Im 16. Jahrhundert wurden die handschriftlichen Teile mit zwei Inkunabeln zusammengebunden: Die erste Inkunabel Eyn Seliger und Nutzlicher deutscher Psalter des heiligen Jheronimi, gedruckt um 1492 in Leipzig (fol. 8-18), ist in Münnerstadt unikal überliefert (vgl. GW-Nr. M0810730 und ISTC-Nr. ih00188900). Die zweite Inkunabel Thomas de kempis De imitatione christi et de contemptu omnium vanitatum mundi wurde 1489 in Straßburg bei Johann Prüss gedruckt (fol. 20-180). Über dem Frontispiz ist Elisabeth Voyt (Voit), ebenfalls Erfurter Weißfrau, als Besitzerin dieses Werks eingetragen. Der Band ist durch die Hinweise auf regelmäßige Predigten, gemeinsames Chorgebet und einfaches Leben ein Zeugnis dafür, daß die von Nikolaus von Kues geforderten Klosterreformen Ende des 15. Jahrhunderts bei den Erfurter Weißfrauen Einzug hielten.