Musica Choralis Sororum Clarissarum : oder Kurtze Verfassung derjenigen gesänger, versen, und Antiphonen etc., welche in dem jungfräulichen closter der armen Clarissen bey St. Antonio in Maintz das jahr hindurch Gott und Seinen heiligen zu ehren, pflegen andächtig gesungen zu werden.
Beschreibung
Die Musikhandschrift stammt aus dem 1802 aufgehobenen Kloster der Armen Klarissen (Armklara) St. Antonius in Mainz. Mit dem Eintritt ins Noviziat und der damit verbundenen feierlichen Einkleidung erhielt vermutlich jede Schwester ein persönliches Choralbuch, das ihr als Lehrwerk und als Begleiter durch das Kirchenjahr sowie zu bestimmten Anlässen im Klosterleben, z.B. Profeß, Jubiläum, Begräbnis einer Mitschwester, diente. Entsprechend führt der erste Teil der Handschrift in den Choralgesang und in die Grundlagen der Musiktheorie, u.a. in die Solmisation, ein, während der zweite Teil aus verschiedenen Antiphonen, Hymnen, Litaneien und weiteren Meßgesängen besteht. Dazwischen finden sich Exzerpte aus der Hl. Schrift und geistliche Ermahnungen, z.T. franziskanischer Prägung. Der Anhang enthält Anweisungen zum klösterlichen Leben nach Art einer Regel. Als Schreiber zeichnet Fr. Anton Voltz, Benediktiner aus St. Alban in Mainz und zugleich Beichtvater von Armklara. Besitzerin war die nicht näher bekannte Klarissin Maria Hugolina Josepha Schupp(in), die 1768 ins Noviziat eintrat und im Jahr darauf die Profeß ablegte. 1782 starb sie im Alter von 37 Jahren. Die Musikalie gehört aufgrund ihres Buchschmucks zu den sogenannten Schablonenbüchern, die in jüngster Zeit in den Fokus der Forschung gerückt sind, und zählt zu den ersten Beispielen für ein schabloniertes Choralbuch aus einem Frauenkloster. Eindrucksvoll illustrieren z.B. die Schädel und Oberschenkelknochen das Requiem an Allerseelen (S. 205 u. 217).