bavarikon4UBeschreibung
Die von dem Zeichner, Maler und Kupferstecher Ambrosius Gabler (1762-1834) 1790 in zwei Heften edierte volkstümliche Kaufrufserie steht im Kontext einer langen Tradition mit spezifisch nürnbergischer Prägung:
Beginnend mit den kolorierten Handzeichnungen der beiden Zwölfbrüderstiftungen Anfang des 15. und 16. Jahrhunderts greifen die in Nürnberg entstandenen illustrierenden Holzschnitte Jost Ammans (1539-1591) im »Ständebuch« von 1568 das Thema der Berufsbilder der artes mechanicae erneut auf. Christoph Weigels (1654-1725) »Abbildung Der Gemein-Nützlichen Haupt-Stände …« von 1698 enthält zahlreiche, von Georg Christoph Eimmart dem Jüngeren (1638-1705) in Nürnberger Manufakturen konzipierte Abbildungen.
An der Schwelle zum 19. Jahrhundert präsentiert Gabler naturalistische, detailreich ausgearbeitete und mit individuellen Zügen ausgestattete Einzelporträts von fliegenden Händlern diverser Naturalien, Galanterie- oder Kommissionsware. Die Übergänge vom Berufsbild zum Genrebild und zur Charakterstudie von Sonderlingen sind dabei fließend. Durch die nachträgliche Kolorierung wird die idyllisierende Intention unterstrichen. Die städtische architektonische Szenerie bildet hierbei eher einen pittoresken Hintergrund, obwohl Wirklichkeitstreue und Authentizität angestrebt werden. Der im Stil eines Stadtführers gehaltene, mit den Abbildungen des 1. Hefts korrespondierende Begleittext liefert in anekdotischer Form Informationen zur Baugeschichte und zu den porträtierten Gewerben.