Skizzenbuch Franz Zell

Oberammergau Museum

Beschreibung

Franz Zell (1866-1961), Architekt und Verfechter der Volkskunst, hinterließ mehr als 30 Skizzenbücher, datiert von 1892 bis 1947. Diese werden heute im Archiv des Bayerischen Nationalmuseums und des Oberammergau Museums aufbewahrt. Wilhelm Heinrich Riehl (1833-1897), der als wissenschaftlicher Begründer der Volkskunde gilt, propagierte die "Methode des Wanderstudiums". Zell durchwanderte mit Skizzenbuch und Fotokamera das bayerische und österreichische Alpenvorland. Mit seinen Skizzenbüchern hinterläßt Zell nicht nur regionales und kulturelles Erbe, sondern persönliche "Fahrtenbücher". Hier dokumentiert er seine Reisen. Es finden sich Skizzen zu Architekturdetails und Bräuchen aus Bayern. Ortsangaben und schriftliche Hinweise geben regionale Zuordnung. Im Dezember 1899 war Zell in Hamburg. In einer Privatsammlung skizzierte er einen "Altenländer Hochzeitsstuhl" und erfaßte diesen in Maß und Detail. Solche Skizzen waren dann Vorlagen seiner Möbelentwürfe. Im März 1900 reiste Zell nach Paris. Dort besuchte und zeichnete er das Pariser Mittelaltermuseum, heute Musée National du Moyen Âge. Die Skizze des Maibaums von Strasslach (heute Straßlach-Dingharting) zeigt Zells Ausflüge ins Münchner Umland. Launig versieht er seine Skizze mit dem Vers: "Der Maibaum ist des Dorfes Zier, bekundet auch diesbezüglich Gier" – ein Hinweis auf die Tradition des Maibaum-Diebstahls. Einige der Zeichnungen stehen auf dem Kopf, da Zell das Skizzenbuch zum Zeichnen entsprechend gedreht hatte.

Autor

Michaela Thomas