Handschreiben König Ludwigs II. von Bayern an König Wilhelm I. von Preußen, "Kaiserbrief"

Politisches Archiv des Auswärtigen Amts

Beschreibung

Die letzte Etappe auf dem Weg zur Gründung des Deutschen Reiches war der Deutsch-Französische Krieg (1870-1871). Nachdem Frankreich bei Sedan entscheidend geschlagen worden war, nutzte der preußische Ministerpräsident Otto von Bismarck (1815-1898) die Gunst der Stunde, um den Zusammenschluss der süddeutschen Staaten mit dem Norddeutschen Bund voranzutreiben. Der bayerische König Ludwig II. (1845-1886) sollte als zweitmächtigster der Bundesfürsten gewonnen werden, um dem preußischen König Wilhelm I. die Kaiserkrone anzubieten. Eine Initiative aus dem Parlament galt es dabei zu vermeiden, war doch das Reich als ein Bund der Fürsten konzipiert. Bismarck setzte dafür einen Briefentwurf auf, den Ludwig schließlich mit Änderungen des bayerischen Außenministers Otto von Bray-Steinburg (1807-1899) am 30. November 1870 abschrieb und unterzeichnete. Mit Graf von Holnstein (1835-1895), einem Vertrauten des Königs, gelangte der "Kaiserbrief" nach Versailles. Anfang Dezember 1870 übergab Ludwigs Onkel, der spätere Prinzregent Luitpold von Bayern (1821-1912), diesen an den preußischen König. Am 18. Januar 1871 wurde in Schloss Versailles das Deutsche Kaiserreich ausgerufen und Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser proklamiert. Bis heute umstritten ist die Frage, ob Ludwig II. bei der Reichsgründung bestochen wurde. Von 1871 bis 1886 erhielt er geheime Zahlungen in Höhe von fünf Millionen Mark aus dem preußischen Welfenfond direkt in seine Kabinettskasse.

Autor

Misamer, Julia

Rechtehinweis Beschreibung

CC0