Anfangs wollt' ich fast verzagen, eigenhändiges Liedmanuskript von Franz Liszt

Richard-Wagner-Museum Bayreuth

Beschreibung

Als Ende der 1980er Jahre dieses Manuskript eines Liedes von Franz Liszt (1811-1886) nach dem Gedicht Heinrich Heines „Anfangs wollt ich fast verzagen“ in den Beständen des Nationalarchivs der Richard-Wagner-Stiftung entdeckt wird, löst es eine Diskussion über die Datierung seiner Werke aus, wie sie von Liszts erstem Biographen Peter Raabe seit 1917/21 kanonisiert worden ist. Infrage steht, wann ein Werk in seiner „Fassung letzter Hand“ vorliegt, was im Fall von Franz Liszt oft schwer zu beantworten ist, da manche Werke in zahlreichen eigenen oder in Fassungen beauftragter Kopisten vorliegen, die der Künstler bisweilen noch am Druckstock korrigiert, frühere Versionen jedoch weiterhin als eigenständige Fassungen betrachtet.

Dieses Lied, das in fünf Fassungen existiert, wird nun mit einiger Sicherheit auf 1848 datiert, während das vorliegende Manuskript ohne Zweifel 1856 entstanden ist. Es ist einem Brief Liszts an Agnes Street-Klindworth (1825-1906) beigefügt, mit der ihn eine kurze stürmische Affäre und eine lebenslange Freundschaft verbinden. Das Schreiben erreicht die Tochter des Geheimagenten Georg Klindworth (1798-1882) just in dem Moment, als sie die Affäre beendet, um sich dem politischen Revolutionär Ferdinand Lassalle (1825-1864) zuzuwenden.

Über unbekannte Kanäle gelangt das Manuskript nach Bayreuth in die Hände von Winifred Wagner (1897-1980), die aufgrund ihrer Adoption durch Karl Klindworth (1830-1916) zur Familie gehört und eine Nichte 2. Grades von Agnes ist.