Notizbuch von Richard Wagner, beiliegend: Zettel zwischen Seite 11 und 12

Richard-Wagner-Museum Bayreuth

Beschreibung

In dem kleinen, aufwändig gearbeiteten Notizbuch zeugen disparate Aufzeichnungen auf nur zehn Seiten vom ersten, oft entbehrungsreichen Aufenthalt Richard Wagners (1813-1883) in Paris zwischen 1839 und 1842. Das Büchlein enthält Adressen in London und Paris, so die Heinrich Heines (1797-1856), und Namen von Personen, die er wohl besuchen wollte, wie die seiner damals engsten Freunde Ernst Benedikt Kietz, der Wagners Porträt zeichnete, und Samuel Lehrs, des Philologen, der ihn zur Beschäftigung mit mittelhochdeutscher Dichtung ermutigte. Deren Ergebnis findet sich auf Seite 5: der Entwurf des dritten Akts einer Oper mit dem Titel Die Sarazenin. Bis 1843 vollendet Wagner dazu einen Prosaentwurf, eine Komposition wird er jedoch nie beginnen.

In Die Sarazenin setzt sich Wagner mit der Geschichte der Staufer auseinander, vor allem mit Kaiser Friedrich II. und seinem Sohn Manfred. Das Werk lässt den Einfluss der liberal gesinnten Literaten des ‘Jungen Deutschland‘ zu dieser Zeit auf Wagner erkennen. So erscheint das Friedensreich Friedrichs II., das im Text beschworen wird, als mittelalterliche Entsprechung der „Universalrepublik“ Heinrich Laubes. Diesem Utopia, das nationale Schranken überwindet, hat der Autor zu jener Zeit zwar bereits abgeschworen, für seinen Freund Richard Wagner ist es jedoch noch Teil des kosmopolitischen „Weltdeutschtums“, wie Thomas Mann es nennt, das den Kern von Wagners Werk bildet, bevor nationalchauvinistische Vorurteile dort Einzug halten.