Grabrelief der Mnesarete

Staatliche Antikensammlungen und Glyptothek

Beschreibung

In der Inschrift auf dem Gebälk dieses prächtigen Grabsteins wird die Verstorbene als Mnesarete, Tochter des Sokrates, benannt. Sie starb noch in jungen Jahren. Laut Grabinschrift war sie verheiratet und hatte ein Kind, um dessen Erziehung sich nun nach ihrem Tod die trauernde Großmutter kümmern sollte. Das Epigramm preist auch die vorbildliche Tugendhaftigkeit der Toten. Das Grabrelief ist um 380 v. Chr. in Attika entstanden.

Das Reliefbild führt das Schicksal eines verfrühten Todes eindrücklich vor Augen: In eigentümlicher Stille sitzt Mnesarete auf einem Hocker mit kunstvoll gedrechselten Beinen. Ihre Füße ruhen auf einem Schemel. Bekleidet ist sie mit einem langen Untergewand, über das ein Mantel gelegt ist. Ihre linke Hand liegt eng vom Gewand umschlungen im Schoß, während sie mit ihrer Rechten den Mantel leicht anhebt, als wolle sie damit ihr Haupt verhüllen. Der Blick des unvergänglich schönen Gesichtes ist in Trauer gesenkt, die junge Frau wirkt in die Betrachtung ihres Leids versunken. Vor ihr steht eine Dienerin. Sie hat die Hände vor dem Leib verschränkt und hält den Kopf ebenfalls traurig zu Boden geneigt.

Herrin und Magd scheinen sich hier ganz nah zu sein, zumal die rahmende Architektur beide in einen gemeinsamen Bildraum setzt. In Wirklichkeit jedoch befinden sie sich in ganz unterschiedlichen Sphären: die eine in der Welt der Lebenden, die andere im Reich der Toten.