bavarikon4UBeschreibung
Die frühneuhochdeutsche Inkunabel mit fast einhundert qualitätvollen Holzschnitten stammt aus der Nürnberger Werkstatt der Künstler Michael Wolgemut (1434-1519) und Wilhelm Pleydenwurff (1460-1494). Der Schatzbehalter ist anonym erschienen, jedoch kann der Prior des Nürnberger Franziskanerklosters Stephan Fridolin zweifelsfrei als Verfasser bestimmt werden. Der Franziskaner war nach Stationen in Bamberg und Mainz von 1479 bis zu seinem Tod 1498 in Nürnberg tätig. Der Schatzbehalter ist ein dem Leiden und Sterben Christi gewidmetes Erbauungsbuch. Text und Bild sind eng aufeinander bezogen, Zielgruppen waren Laien und Lesekundige. Der franziskanisch geprägte Text wurde leicht verständlich und didaktisch aufbereitet dargeboten und richtete sich sowohl an Ungelehrte ohne wissenschaftliche oder theologische Vorkenntnisse als auch an ein geistlich gelehrtes Publikum. Es sind mehrere Exemplare des Schatzbehalters erhalten: Im Exemplar der Provinzialbibliothek Amberg sind die Holzschnitte durchgehend koloriert. Der Einband des Exemplars der Staatlichen Bibliothek Neuburg weist die typischen Kennzeichen des sogenannten Ottheinrich-Einbands auf: die goldgeprägten Anfangsbuchstaben des Herzogs von Pfalz-Neuburg Ottheinrich (1502-1559), die Devise MDZ (Mit der Zeit), darunter OHP, das Monogramm des Fürsten, und die Jahreszahl des Bindejahres (1543) sowie das pfälzische Wappen mit Löwe und Rauten. Ottheinrich hatte die Standards für die Gestaltung der Einbände schriftlich definiert. // Datum: 2020