Silbereinband - SuStB Augsburg 17 A 123

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

Beschreibung

Nicht nur handgeschriebene und illuminierte, sondern auch gedruckte Andachtsbücher wurden zuweilen mit aufwendigen Einbänden aus Edelmetall versehen. Die kleinformatigen Bände nahmen den Charakter von Preziosen an, die als sakrale Accessoires dem persönlichen Gebrauch in Andacht und Gebet vorbehalten waren. In der Reichsstadt Augsburg spezialisierte man sich vor allem auf Einbände aus Silber mit figürlichem und ornamentalem Reliefdekor. Als herausragendes Beispiel der Gattung kann das 2017 von der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg erworbene Exemplar gelten, das ein 1720 in Ulm gedrucktes Gebetbuch umschließt. Offensichtlich aber wurden Buch und Silberdeckel erst nachträglich miteinander kombiniert; dementsprechend lässt sich der Einband stilistisch früher als 1720 datieren. Die drei Hochovalfelder zeigen in bildhaft-detaillierter Schilderung die Personifikationen der drei theologischen Tugenden Glaube (Vorderdeckel), Liebe (Rückdeckel) und Hoffnung (Buchrücken). Kennzeichnend für Augsburger Buchdeckel des Spätbarock ist die dekorative Füllung der Zwickelflächen mit Engelsputten, Engelsköpfen und Akanthusranken. Auch der Rücken, der Kapitalschutz und die beiden Schließen weisen das Motiv der Engelsköpfe auf. Stilistisch steht der silberne Buchdeckel der Staats- und Stadtbibliothek Augsburg dem Werk des führenden Augsburger Goldschmieds Johann Andreas Thelot (1655–1734) nahe, der auf dem Gebiet der virtuos ziselierten Reliefs brillierte. Datum: 2018 // Quelle: Auktion 183, 16./17. Mai 2017, Nr. 1151. Kat. Verst. Reiss & Sohn, Königstein im Taunus 2017.

Autor

Lorenz Seelig

Rechtehinweis Beschreibung

CC0