Handschriftlicher Brief Bertolt Brechts an Paula Banholzer, 16. April 1919 - SuStB Augsburg "BSX 1, Banholzer, Paula, 1919-04-16"

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

Beschreibung

Paula Banholzer (1901-1989)war Bertolt Brechts (1898-1956)erste große Liebe und Mutter seines Sohnes Frank (1919-1943). Brecht hatte sie 1916 kennengelernt. Als sie ein Kind von ihm erwartete, hielt Brecht bei Paulas Vater um ihre Hand an, wurde aber als mittelloser Student und junger Schriftsteller abgewiesen. Um den Skandal eines unehelichen Kindes in Augsburg möglichst klein zu halten, wurde Paula Banholzer zur Geburt nach Kimratshofen geschickt. Dort besuchte Brecht sie während und auch nach ihrer Schwangerschaft gelegentlich. Neben den Lebensumständen in Kimratshofen geht es in Brechts Brief vom 15. April 1919 um zwei wesentliche Belange. Der erste betrifft sein Werk: Brecht wollte das Drama Baal, dessen früheste Fassung im Frühjahr 1918 entstanden war, auf die Bühne bringen. Außerdem entstand der Brief während der Unruhen in Zusammenhang mit der Räterepublik. Sie wurde in Augsburg während einer Massenkundgebung am 3. April 1919 ausgerufen und am 7. April vollzogen. Am 20. April griffen konterrevolutionäre "weiße" Truppen Augsburg an, es kam in der Stadt zu Kämpfen, am 22. April war die Räterepublik in Augsburg niedergerungen. In seinem Brief gibt Brecht seiner Befürchtung Ausdruck, dass die Räterepublik "vielleicht nicht mehr lange dauern" werde, er aber auf deren Rückkehr hoffe. Er hatte Kontakte zum Augsburger Arbeiter- und Soldatenrat, blieb aber passiv, sich selbst beschrieb er als "unabhängigen Unabhängigen". Die Utopie, die er in seinem Brief entwirft, ist, so zeigen andere Äußerungen Brechts aus dieser Zeit, wohl weniger ernst gemeint und eher als Wichtigtuerei Paula Banholzer gegenüber zu werten. Datum: 2018

Autor

Jürgen Hillesheim

Rechtehinweis Beschreibung

CC0