Huf eines Paarhufers (Huf der Nördlinger Hirschkuh) - SuStB Augsburg Graph 29/81b

Staats- und Stadtbibliothek Augsburg

Beschreibung

Als Folge der Mediatisierung der Reichsstadt Augsburg wurde 1810 auch die Bibliothek des ehemaligen Jesuitenkollegs vom bayerischen Staat in Besitz genommen. Dorthin war 1718 die Büchersammlung des Augsburger Stadtschreibers Konrad Peutinger (1465-1547) gelangt. Peutinger hatte mit dem Aufbau seiner Sammlung bereits während seines Jurastudiums in Italien (1482-1488) begonnen. Die Innendeckel der Einbände der großformatigen juristischen Folianten nutzte er vielfach dazu, um Zeichnungen und Druckgraphiken einzukleben und sie dadurch zu bewahren. Erst im 20. Jahrhundert wurden sie meist aus dem Trägerband herausgelöst. Im vorliegenden Fall hatte Peutinger in einen Kommentar zum Erbrecht zwei Blätter eingeklebt, die ihm sein Humanistenfreund Sebastian Brant aus Basel zugeschickt hatte. Auf dem vorderen Innendeckel befand sich die kolorierte Federzeichnung des Hufs einer monströsen Hirschkuh (Graph 29/81b), die man bei Nördlingen gefangen und König Maximilian I. (reg. 1486-1519) zum Geschenk gemacht hatte. Brant hatte den abgetrennten Huf in Basel gesehen und ein Gedicht darauf verfasst. Vom hinteren Innendeckel stammt der äußerst seltene Einblattdruck mit einem lateinischen Gedicht des Humanisten auf die sich damals epidemieartig ausbreitende Syphilis (Einblattdr. Vor 1500, Nr. 39). Nach dem Ablösen wurde die eigenhändige Widmung Brants an Peutinger auf der Rückseite wieder sichtbar. Datum: 2018

Autor

Helmut Zäh

Rechtehinweis Beschreibung

CC0