Gefäß in Gestalt eines Steinbocks

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Tiergestaltige Gefäße aus Ton sind stets kostbare Einzelstücke gewesen, bestimmt zur Aufnahme wertvoller Inhalte wie Salböl oder Parfüm. Wie häufig in Ägypten, soll die Form eines Gegenstandes auf seine Funktion oder die Wirksamkeit seines Inhaltes verweisen sowie diese magisch verstärken.

Der Steinbock ruht auf seinen untergeschlagenen Beinen; die als Griff dienenden Hörner sind stilisiert verschmolzen und bis auf den Rücken herabgezogen. Zwischen die Ohren ist eine Ausgußöffnung mit flacher Lippe gesetzt, die Details des Kopfes sind plastisch modelliert. Trotz seiner praktischen Funktion stellt dieses Stück ein qualitätvolles und typisches Beispiel ägyptischer Tierplastik dar: Charakteristisch ist eine starke Abstraktion hin zum Wesen des Tieres bei gleichzeitiger genauer Beobachtung der Einzelformen.

Tiere haben in Ägypten meist eine ambivalente Bedeutung, sie können negativ und positiv besetzt sein. So wird der Steinbock, ein Tier der feindlichen Wüste, einerseits als Götterfeind geschlachtet, ist andererseits aber auch das heilige Tier des Fruchtbarkeitsgottes Min. So lässt sich erklären, warum der Steinbock Kosmetikbehältern seine Gestalt lieh: Die Form des Gefäßes sollte die erotisierende Wirkung des Inhaltes verstärken.

Autor

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München (SMAEK)