Kopf einer Löwenfigur von einem Wasserspeier

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Aufgrund der monumentalen Ausprägung des klassisch ägyptischen Löwenbildes, von dem sich lediglich die Gesichtspartie erhalten hat, war dieser Kopf vermutlich als Wasserspeier in die Architektur eines Tempels oder Palastes eingebunden. Von der ehemaligen Mähne haben sich nur vereinzelte Strähnen erhalten. Die Linien des geschlossenen Mundes sind schwarz gefasst, die Augäpfel rot getönt, die Iriden schwarz bemalt. Löwengestaltige Wasserspeier bestehen meist aus dem Vorderteil des liegenden Tieres, das zwischen den Pfoten die Abflussrinne umfasst. Da die Tempeldächer über Treppen erreichbar waren und die Kultbühne bestimmter Rituale bildeten, mussten sie jederzeit begehbar sein und daher auch entwässert werden. Dabei muss nicht unbedingt eine bestimmte Gottheit in der Löwengestalt repräsentiert sein; Löwenköpfe als Wasserspeier mit apotropäischer (Unheil abwehrend) Wirkung finden sich an zahlreichen Tempeln in ganz Ägypten.

Nicht ganz ausgeschlossen werden kann, dass der Kopf ursprünglich zu einer Löwenskulptur, vielleicht in liegender oder hockender Haltung, gehörte. Vergleichbare Skulpturen als Verkörperungen einer Macht, welche die Feinde und alles Übel abwehrt, sind aus Tempelanlagen bekannt und werden unter verschiedenen Namen verehrt. Die aus der Größe des Gesichtsfragments ermittelte Länge eines ganzen Löwenbildes würde in diesem Falle fast drei Meter betragen.

Autor

Mélanie Flossmann-Schütze, SMÄK

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0