Gefäß in Gestalt eines Frosches

Staatliches Museum Ägyptischer Kunst München

Beschreibung

Die gängige Darstellung des Frosches in der ägyptischen Frühzeit (3050-2850 v. Chr.) zeigt das Tier in einer aufgerichteten, angespannten Haltung hockend, mit erhobenem Kopf zum Sprung bereit. In dieser kleinen Plastik wird der Frosch - vielleicht auch eine Kröte - in ruhender Position flach auf dem Boden dargestellt. Vielleicht ist die Erklärung für die Haltung des Tieres in der Funktion des Stückes zu sehen: Der geduckte Körper gab dem Künstler die Möglichkeit, den Frosch vom Rücken her als Gefäß auszuhöhlen. Die große Öffnung war ursprünglich durch einen flachen Deckel verschlossen; das Gefäß diente wahrscheinlich zur Aufbewahrung eines kosmetischen Produktes. Die großen, halbkugelig aufgesetzten Augen sind gleichfalls tief ausgehöhlt zur Aufnahme andersfarbiger Einlagen, die dem Tier einen sehr lebendigen Ausdruck verliehen haben müssen. Als Charakteristikum der Frühzeit sind die Beine an der Unterseite des Tierkörpers in kräftigem Relief ausgeführt.

Die große Zahl der im Papyrusdickicht des Nils lebenden Frösche hat die Abbildung der Kaulquappe zum Zahlzeichen für »100.000« werden lassen; die geschichtliche Zeit kennt die froschköpfige Göttin Heket als Helferin bei der Geburt. Doch weist die große Zahl der frühzeitlichen Froschdarstellungen - etwa auch in Gestalt kleiner Fayencefiguren, die in Tempeldepots gefunden wurden - darauf hin, dass damals die Bedeutung einer sich in Froschgestalt verkörpernden Gottheit einen wesentlich höheren Stellenwert innehatte als später in der dynastischen Zeit.

Autor

Mélanie Flossmann-Schütze, SMÄK

Rechtehinweis Beschreibung

CC BY-NC-ND 4.0